NZZ am Sonntag - heute 7.10.18 ! |
Vorerst eher still und leise vollzieht sich derzeit eine energie-
und klimapolitische Revolution, die den Begriff «historisch» verdient hat:
Ölpreishoch, Preistaucher bei den Erneuerbaren, heissester Sommer und Gerichte,
die der Bewegung Schub verleihen.
Jetzt ist der Ölpreis
wieder dort, wo er eigentlich hingehört. Seit anfangs Oktober bewegt sich der Fasspreis über
jenem 80-$-Level, das schon einmal vor rund fünf Jahren als Ausgangspunkt für
den Start der erneuerbaren Energierevolution galt. Dann kam es anders und das
Preisniveau verringerte sich auf bis unter deren 30$. Der deutsche Verband für
Solarwirtschaft hält nun aber fest und meint damit vor allem das Geschäft mit den Sonnenkollektoren (Solarthermie): «Die Ölpreisrallye belebt Solarenergie».
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Es geht aufwärts, wie auch die Graphik über drei Jahre hinweg nachweist
und verschiedenste Wirtschaftsmedien konstatieren (Momentum für weitere Steigerungen ist vorhanden). Unter anderem Donald
Trump zum Dank, der mit seinen Wütereien gegenüber dem Iran dessen
Förderkapazität wieder eingeschränkt hat und damit das Ölgeschäft verunsichert
und das Angebot verknappt. Die Entwicklung kommt auch bei den KonsumentInnen
an: Denn jetzt
müssen sich Hausbesitzer mit Heizöl eindecken, meldete der Tages-Anzeiger am
Mittwoch. Und die Automobilisten dürften auch schon realisiert haben, dass es
mit den günstigen Benzinpreisen wieder mal vorbei ist. Noch vor kurzem bei rund
1.30 CHF, bewegt sich der Literpreis hierzulande unterdessen auf die 1.80 CHF
zu. Das ist, so nebenbei vermerkt, sicher auch ein zusätzliches
Verkaufsargument für die E-Mobil-Branche (100$ pro Fass sind genau, was E-Autos brauchen, siehe
Bloomberg).
Doch
die eingeleitete Energie- und Klimarevolution geht über den Ölpreis hinaus:
Haben wir doch eben den heissesten Sommer ever hinter uns (ja wirklich, es war
der heisseste, wie Meldungen dieser Woche bestätigten). Da wird so mancher ins
Grübeln gekommen sein, ob es denn mit dem CO2-Ausstoss so weiter gehen kann.
Dass dem nicht so ist, hat die kohlepolitische Auseinandersetzung dieser Woche
in Deutschland verdeutlicht – und mit einem erstaunlichen Erfolg für die
Kohlegegner und Desaster für den RWE-Konzern geendet: Nicht nur wurde eine
zuvor verbotene Demonstration dann doch erlaubt (die mit einem
friedenspolitischen Erfolg der Extraklasse gestern Samstag über die Bühne
ging). Auch die vermeintlich schon sicher geglaubte Rodung des Hambacher Waldes
zugunsten einer intensivierten Kohleförderung wurde gerichtlich untersagt –
zweifellos ein Fanal für die fossile Energiegewinnung – und das weit über die
Grenzen Deutschlands hinaus. Wie etwa auch diese Meldung bestätigt: Auf dem Gelände eines Kohle-Elektrizitätswerks
im US-Bundesstaat Massachusetts steht nun eine Solarfarm. Sie wird ergänzt mit grossem Speicher von 6 Megawatt Leistung für das Brechen der Spitzen beim Stromverbrauch > siehe hier.
Die
Revolution zeigt sich in weiteren konkreten Schritten – der Weg in die Zukunft
ist längst vorgezeichnet. Wie es die Energiebeilage der NZZ vom heutigen
Sonntag auf dem Titelblatt (siehe oben) bekennt. Und diese Zukunft ist in der
Schweiz zweifellos solar – denn die Bedingungen für deren Anwendung haben sich
in den letzten Jahren radikal verändert und verbessert, zuallererst an der
Preisfront. Die Möglichkeit, vermehrt auf Eigenverbrauch zu setzen, könnte
hierzulande zusätzlichen Schub verleihen. Wie der St. Galler Hochschulprofessor
Wüstenhagen in einem NZZ-Interview denn auch festhält: «Mich stört, dass man
sich auf Schwierigkeiten konzentriert.» Wie etwa auf die Speicherprobleme des
unregelmässig anfallenden Solarstroms. Doch, wie Wüstenhagen festhält, gerade
bezüglich der Speicherung von Energie hat die Schweiz mit dem Potential der Wasserkraft (Speicherseen und Pumpkraftwerke) besonders gute Voraussetzungen – und die technische Entwicklung hat das
Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht.
Quelle: Irena - Vergrössern mit Klick auf Graphik ! |
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