Mittwoch, 17. Mai 2017

Reaktor-Konzepte irreal

Eine umfassende Studie des Öko-Instituts Darmstadt, die im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES erstellt wurde, zeigt: «Neue» Reaktorkonzepte wie beispielsweise der Thorium-Flüssigsalzreaktor weisen noch einen massiven Forschungsbedarf auf und werden in den nächsten Jahrzehnten nicht kommerziell verfügbar sein. Eine Einführung in der Schweiz in den nächsten 50 Jahren ist illusorisch. 

Das Öko-Institut Darmstadt hat in seiner Studie «Neue Reaktorkonzepte» eine umfassende Übersicht zum Stand der Forschung an Reaktorkonzepten wie dem Thorium-Flüssigsalzreaktor, dem schnellen Brüter oder kleinen modularen Reaktorkonzepten erarbeitet. Die Studie zeigt: Die Konzepte befinden sich nach wie vor im Status einer frühen Konzeptentwicklung. Trotz Milliardeninvestitionen in verschiedenen Ländern hinken die Forschungsprogramme ihren eigenen Entwicklungsabsichten grösstenteils hinterher.

Bestehende Probleme nicht gelöst
Die Probleme der konventionellen Druck- und Siedewasserreaktoren (Sicherheit, fehlende Wirtschaftlichkeit, radioaktive Abfälle und Proliferationsgefahr) konnten bisher in keinem der alternativen Konzepte befriedigend gelöst werden. So steht der Nachweis der Umsetzbarkeit eines höheren Sicherheitsniveaus in einem konkreten Design weiterhin aus. Bezüglich der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit im Vergleich zu den heutigen Reaktordesigns bestehen grosse Fragezeichen.

Alternative Brennstoffe sind kein Allerheilmittel
Dasselbe gilt auch für das als alternativer Brennstoff gehandelte Thorium: Gemäss aktuellem Forschungsstand sind weitere, intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit entsprechendem milliardenschweren finanziellem Engagement über mindesten ein bis zwei Jahrzehnte erforderlich. Und auch Thorium birgt die Gefahr, dass es nach seiner Umwandlung in Uran-233 in Atombomben zum Einsatz gelangen kann.

Keine Alternative für anstehende Probleme
In der Schweiz wird derzeit im Rahmen der Energiestrategie 2050 über die Ablösung des Atomstroms in den kommenden zwei Jahrzehnten diskutiert. Nils Epprecht, SES-Projektleiter Strom&Atom, schliesst aus den Ergebnissen der Studie: «Selbst mit einer neuen Atom-Wundertechnologie: Der Zeitbedarf für Forschung, Zulassung, Bewilligung und Bau würde eine Inbetriebnahme in der Schweiz in frühestens 50 Jahren absehbar machen.» Das sei schlicht viel zu spät. «Wenn die Schweiz keine verstärkte Import-Strategie fahren will, müssen wir jetzt die Förderung von Energieeffizienz und einheimischen erneuerbaren Energien an die Hand nehmen.»


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