Die Kosten für Stromspeicher fallen weiter. Erste Anlagen für Haushalte sind in Deutschland mit der Förderung bereits profitabel.
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Noch ist die Ergänzung von Photovoltaik mit einer Batterie in der Schweiz unwirtschaftlich - aber in absehbarer Zeit wird die Entwicklung wie in Deutschlan verlaufen. Bild: Guntram Rehsche | : |
Photovoltaikanlagen lohnen sich für Hauseigentümer im nördlichen Nachbarland schon lange finanziell. Mit
Solarstromspeichern wird sich der Gewinn künftig noch erhöhen. Denn die
Speicher stehen unmittelbar vor der Wirtschaftlichkeit. Zu diesem
Ergebnis kommen Berechnungen des Solar Clusters Baden-Württemberg. In
den vergangenen 12 Monaten sind die Kosten für Speicherbatterien von
Photovoltaikanlagen durchschnittlich um über 10 Prozent gefallen. „Im
ersten Quartal 2017 lagen sie teilweise bei nur noch rund 1.150 Euro pro
Kilowattstunde Speicherkapazität“, sagt Carsten Tschamber vom Solar
Cluster. Die Grenze, unter der die Kleinspeicher mehr einbringen, als
sie kosten, liegt bei 1.000 Euro. Zieht man noch die in Deutschland erhältliche und halbjährlich
sinkende KfW-Förderung ab, erreichen erste Speicherprodukte bei guter
Planung bereits die Wirtschaftlichkeit. Bis zum Ende der Förderung 2018
könnten die Batterien noch einmal um bis zu 20 Prozent günstiger werden –
ein Kauf würde sich dann auch ohne staatliche Förderung für den
Verbraucher lohnen.
Die Kosten von Solarstrom aus neuen Wohnhaus-Photovoltaikanlagen sind
auf bis zu 8 Cent pro Kilowattstunde gefallen – weniger als ein Drittel
dessen, was Hauseigentümer für den Haushaltstrom vom Energieversorger
zahlen müssen. Daher lohnt es sich für sie, möglichst viel davon selbst
zu verbrauchen. Solarbatterien helfen dabei, den lukrativen
Eigenverbrauch von 30 bis 35 auf bis zu 70 Prozent zu verdoppeln.
„Solarstrom, der mittags anfällt und aufgrund des geringen
Energiebedarfs zu dieser Tageszeit nur teilweise sofort genutzt werden
kann, wird gespeichert und abends, wenn die Familie wieder komplett
zuhause ist, verbraucht“, erklärt Dr. Jann Binder vom Zentrum für
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). „Mit
dem klimafreundlichen Strom vom Dach kann man die Beleuchtung betreiben,
das Smartphone aufladen oder die Spülmaschine anstellen.“ Vielen
Speichernutzern mache es einfach Spaß, mehr von der Solarstromernte im
eigenen Haus zu nutzen, so Binder weiter.
Bislang war die Anschaffung eines Solarstromspeichers jedoch nicht
wirtschaftlich. Vielen Nutzern war das zweitrangig. Sie legten sich
trotzdem einen zu. Eine erhöhte Energieunabhängigkeit und technische
Faszination zählten zu den Gründen. Von 2013 bis Ende 2016 kauften die
Deutschen rund 52.000 Solarstromspeichersysteme. Der Bundesverband
Solarwirtschaft (BSW) geht davon aus, dass aktuell bereits 60.000
Speicher installiert sind und prognostiziert bis Ende 2018 einen Anstieg
auf 100.000 Speicher. Das Potenzial für weiteres Wachstum ist hoch: Es
gibt bundesweit rund 1,6 Millionen Solarstromanlagen, jährlich kommen
zudem zehntausende Neuanlagen hinzu.
2021 endet zudem für die ersten Solaranlagen die auf 20 Jahre
festgelegte EEG- Förderung. Sie hatten den PV-Strom noch komplett in das
Stromnetz eingespeist. Weil es dann jedoch keine Einspeisevergütung für
diese Anlagen mehr gibt, muss möglichst viel eigener Strom verbraucht
werden. Da die Anlagen bereits abgeschrieben sind und sich die Kosten
für den erzeugten PV-Strom auf Wartungs- und Betriebskosten beschränken,
ist der Solarstrom mit rund 2 bis 4 Cent pro Kilowattstunde unschlagbar
günstig. Hier lohnt sich eine Steigerung der Eigenverbrauchsquote mit
Speichern so richtig. Um diese Zeit läuft darüber hinaus die
EEG-Förderung auch für Neuanlagen aus, da dann in Deutschland 52
Gigawatt an Photovoltaik-Leistung installiert sein sollen. Das Auslaufen
der EEG-Förderung für Alt- und Neuanlagen wird dem Speichermarkt einen
weiteren Schub geben, prophezeien Experten wie Jann Binder vom ZSW.
Auch Marktforscher gehen von einem weiteren Wachstum auf dem
Speichermarkt aus. Das lässt die Preise in den Keller purzeln, was
wiederum die Nachfrage anheizt. Grundsätzlich gilt: Verdoppelt sich die
Zahl der Speicher, sinken die Kosten um 20 Prozent. In den Jahren 2014
und 2015 sind die Systempreise für Lithiumspeicher pro nutzbarer
Kilowattstunde um jeweils 18 Prozent gefallen. Im vergangenen Jahr waren
es laut Angaben der ees Europe, Europas größter Fachmesse für Batterien
und Energiespeichersysteme, bis zu 15 Prozent. Aktuell ist ein
Speichersystem auf Lithium-Ionen-Basis inklusive Installation bereits ab
rund 1.150 Euro netto pro nutzbarer Kilowattstunde Speicherkapazität
erhältlich.
Abzüglich der Förderung der KfW, die 2016 wieder eingeführt wurde,
unterschreiten manche Anlagen nun die magische 1.000-Euro-Grenze. Die
Zahlen gelten freilich nicht für alle Speichersysteme, die auf dem Markt
sind. Doch eines ist klar: Die Zeit spielt für die Batteriespeicher. In
den nächsten Monaten werden die Kosten weiter sinken, spätestens 2018
könnte eine Mehrzahl der Speicher bei guter Planung die
Wirtschaftlichkeitsgrenze auch ohne Förderung erreichen. Dann kostet das
Speichern einer Kilowattstunde Solarstrom den Betreiber rund 18 Cent
pro Kilowattstunde. Auf die ausgelegte Speicherbetriebsdauer von 20
Jahren inklusive einer geringen Haushaltsstrompreis-Steigerung in dem
Zeitraum stellt dieser Wert die Grenze dar, unter der die Kleinspeicher
mehr einbringen, als der Käufer zahlen muss. Dann kostet die
Kilowattstunde Solarstrom aus dem Speicher weniger als der
Haushaltsstrom.
Fazit: Da neben den sinkenden Speicherkosten derzeit auch die Kosten
der Photovoltaikanlagen weiter zurückgehen und der Haushaltsstrompreis
als Referenzgröße wahrscheinlich in Zukunft weiter steigen wird, wird
Solarstrom aus dem Speicher im Vergleich zum Strombezug aus dem Netz
immer günstiger. „Mit Batteriespeicher sind Solaranlagen künftig noch
gewinnbringender als ohne“, fasst Carsten Tschamber vom Solar Cluster
zusammen. „Die Batteriespeicher etablieren sich derzeit als ein
integraler Teil von privaten Photovoltaikanlagen.“
Siegeszug der Lithium-Ionen-Batterien
Lithium-Ionen-Batterien haben mittlerweile den Speichermarkt erobert,
die Bleitechnologie spielt keine relevante Rolle mehr. Hauptgründe für
den Siegeszug der Lithiumspeicher sind hohe Wirkungsgrade, hohe
Lebensdauern – sowohl kalendarisch als auch bezogen auf die Anzahl der
Ladezyklen – und nutzbare Kapazitäten von bis zu 95 Prozent der
installierten Kapazität gegenüber rund 70 Prozent bei Bleibatterien.
Quelle: Solar-Cluster Baden-Württemberg
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