Montag, 22. Mai 2017

Danach: Der Blick in die Medien

«Solar contra Atom – das ist die entscheidende Frage!» stellte Solarmedia vor Wochenfrist in einem viel beachteten Blogtext fest. Nun wissen wir es: Die Zukunft ist solar – eine deutliche Mehrheit der Stimmenden hat so entschieden. Doch wie reagieren die  Printmedien, die längst nicht so eindeutig hinter der Energievorlage standen. 

Der «Blick» hielt der Energiewende schon vor der
Abstimmung die Stange - und feiert nun eine der
grossen SiegerInnen - ganz gross.
Den Vogel abgeschossen hat in der Diskussion zur Abstimmung wohl die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Sie schwenkte von einer distanziert wohlwollenden Einschätzung der Energiestrategie auf völliges Kontra – was im bemerkenswerten Meinungsbeitrag des früheren Chefs des NZZ-Wirtschaftsressorts Gerhard Schwarz gipfelte: Er geisselte die Vorlage als ein «planwirtschaftliches Monster». Und bewies damit eigentlich nur, dass er weder von Ordnungspolitik noch der aktuellen politischen Diskussion eine Ahnung hat. Wie nun kommentiert die Alte Dame (zu der sich die Zeitung unter der neuen Chefredaktion rückentwickelt hat) den Abstimmungsausgang? 

Unter dem Titel «Die Energie-Lobbyisten haben gewonnen», schreibt die NZZ nach der Abstimmung: «Das deutlich angenommene Energiegesetz macht das Energiesystem der Schweiz teurer, weniger versorgungssicher und auch nicht umweltfreundlicher. Die Lobbyisten haben ganze Arbeit geleistet.» Und mit dem Sieg der Vorlage habe man eigentlich rechnen müssen, weil « die Schweizer Stimmbürger und Stimmbürgerinnen den raffinierten Schalmeienklängen der breit abgestützten Phalanx der Profiteure erlagen». Man kann aber auch das positiv sehen (wie das Solarmedia in diesem Falle tut) – denn für einmal haben die sonst finanziell und oft auch knowhow-mässig unterlegenen Organisationen der Zivilgesellschaft ganze Arbeit geleistet. Das lässt weiteren Abstimmungskämpfen eigentlich frohgemut entgegenblicken. 

Quasi das Gegenstück zum NZZ-Fundamentalismus bildete – man höre und staune – die Boulevard-Zeitung Blick. Sie informierte vorgängig flächendeckend und durchaus ausgewogen und brachte unter anderem ein bemerkenswertes Streitgespräch zwischen dem Energieexperten Anton Gunzinger und dem sonnigen Ex-SVP-Präsidenten Toni Brunner. Sonnig vor allem auch deshalb, weil auch der Blick noch kurz vor der Abstimmung bekannt machte, dass Brunner zwar mit teils abstrusen Argumenten gegen die Energiestrategie votierte, zuhause gleichzeitig aber und mit einem Bundeszuschuss von (mindestens) 5000 Franken eine Solaranlage auf das Dach seiner Beiz montieren lässt. Heute im Blick strahlt nun jemand anderes sonnig – die Energieministerin Doris Leuthard. «Geliebt, geachtet und gefürchtet» titelt das Blatt zum grössten Erfolg ihrer eh schon bemerkenswerten Politkarriere – und ihres eindrücklichen Wandels von der Atombefürworterin zur Wegbereiterin von Energiewende und Ausstieg aus der Atomenergie. 

In die Zukunft blickt bereits der Tages-Anzeiger, und das ist ja nach allem Gesagten auch wohltuend: «Nach dem Ja zum Energiegesetz fordern Mitte-links-Politiker schärfere AKW-Abschaltregeln. Die Bürgerlichen wollen dagegen mit einem Kniff die Atomkraft retten.» Die Auseinandersetzungen gehen also unvermindert weiter – aber die Energiestrategie hat einen wichtigen Schritt getan.

© Text und Bild:   Solarmedia

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