Freitag, 1. Mai 2015

Revolution am Strommarkt

1. Mai - eigentlich der Tag der Revolution am Arbeitsmarkt. Doch der Tag wird für einen anderen Bereich vielleicht in die Geschichte eingehen – die Weltpresse hat es bereits wahrgenommen, hierzulande herrscht noch Funkstille: Der Erfinder des Tesla, des schnittigsten Elektro-Autos, hat in der Nacht auf Freitag den Verkaufsstart für extrem günstige Batterien, auch für den Hausgebrauch, bekannt gegeben. Damit kann Jeder und Jede zum Stromhändler avancieren und Solar- wie Windstrom speichern. 

Auf diese Revolution hat vor allem die Branche der Erneuerbaren Energien gewartet – oft beschworen, scheint sie nun wirklich Tatsache zu werden. Denn diese Energieformen – Hoffnungsträger auch aller Atomenergie-GegnerInnen – litten bislang unter ihrem unregelmässigen Anfall. Die Sonne scheint unregelmässig und in der Nacht gar nicht, der Windstrom steht immerhin auch dann zur Verfügung, ist aber mitunter gar zu reichlich vorhanden. Wohin also mit dem überschüssigen Strom – und woher solchen nehmen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst?

Powerwall heisst das Zauberwort, mit dem vielleicht gerade heute eine Revolution ausbricht, die dereinst etwa der Einführung des Iphone gleichkommen könnte. Powerwall steht für eine Batterie (siehe Bild oben), die sieben oder zehn Kilowattstunden Strom speichern kann, die in jedem Haushalt einfachst zu installieren ist – und die nur zwischen rund 3000 und 3500 US-Dollar kosten wird. Damit anvanciert der Speicher von Tesla zum weitaus billigsten Akku, der auf dem Markt verfügbar ist, je nach Vergleich bis zum Fünfachen billiger als bislang verfügbare Kapazitäten erhältlich waren.

Darin besteht denn auch die wahre Revolution der Ankündigung – und die internationale Presse bringt das in ihren Schlagzeilen zum Ausdruck. So schreibt das deutsche manager-magazin in seiner aktuellen Ausgabe von einem «Kampfpreis», zu dem die Batterie auf den Markt kommt und die der Autobatterie von Tesla ähnlich sein wird. Weiter hält das Magazin fest: «Die Produktion werde noch im Laufe des Jahres starten, sagte der Tesla-Chef. Unter den ersten Test-Kunden sollen der Online-Händler Amazon, der ein Netz aus riesigen Rechenzentren betreibt, sowie der US-Einzelhändler Targe, sein». Hier wächst also etwas ganz Grosses heran.

Musk verfolgt nach eigenen Worten kein geringeres Ziel, als die Art der weltweiten Energienutzung "fundamental zu verändern", die Menschen unabhängiger von fossilen Energieträgern und Stromkonzernen zu machen. Die Nachfrage nach neuen Energiespeichersystemen sei so hoch, dass Tesla und künftig andere Hersteller weltweit bis zu zwei Milliarden Batterie-Packs verkaufen könnten, zeigte sich Musk gestern Nacht überzeugt.

Wer jetzt allenfalls glaubt, da bahne sich in den fernen USA etwas an, das noch weit weg von Europa stattfindet, wird eines Besseren belehrt. Der deutsche Alternativ-Energie-Konzern Lichtblick ist nämlich drauf und dran, eine Kooperation mit Tesla einzugehen. Im Bericht des Spiegel von heute heisst es: «Tesla und Lichtblick schmieden Stromspeicher-Allianz.» Und mutmasst der Spiegel, dass damit die Haushalte von den Energiekonzernen unabhängig werden könnten. Die  Hamburger Firma wolle die Speicher von Tesla mit dem Stromnetz kommunizieren lassen. Werde in Deutschland zu viel Strom produziert, könnten die Akkus diesen aufnehmen und so das Netz entlasten. Sei zu wenig Strom da, können sie den gespeicherten Strom zurück ins Netz zu speisen. Für beides sollen die Besitzer der Tesla-Akkus Geld bekommen.

Kein Zufall, dass gerade Deutschland mit der weit entwickelten Produktion erneuerbarer Energien ausserhalb der USA beim revolutionären Schritt als erstes Partner zum Zuge kommt. Denn jetzt kann ein Eigenheimbesitzer mit einer Solaranlage sich selbst extrem günstig mit Strom versorgen – beispielsweise auch in den Abendstunden, wenn keine Sonne scheint. Der Preis für eine selbstproduzierte Kilowattstunde Sonnenstrom, die im Speicher gelagert wurde, dürfte bei unter 20 Eurocent liegen. Strom aus der Steckdose kostet demgegenüber in Deutschland rund 28 Cent. Die Energieversorger werden künftig signifikant weniger Strom verkaufen. Wenn die Verhältnisse in der Schweiz auch anders liegen – die Entwicklung ist vorgezeigt und der Strommarkt wird revolutionäre Veränderungen erfahren!

Nachtrag: Noch nach Erscheinen dieses Artikels titelte die deutsche Bildzeitung «Tesla und Lichtblick planen Energierevolution»!

© Solarmedia

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