Die
Photovoltaik (PV) in Europa boomt: 18,7 Gigawatt (GW) Leistung wurden
im vergangenen Jahr neu installiert. Neben Solarmodulen auf Dächern und
Freiflächen gilt es neue Ertragsflächen zu erschließen, etwa auf
Fassaden, künstlichen Wasserflächen und auf Feldern. Bei der Agri-PV
dienen landwirtschaftliche Flächen gleichzeitig der
Nahrungsmittelproduktion und der Stromerzeugung durch Solarenergie. Auch
herkömmliche Freiflächen-Anlagen können ein wertvoller Lebensraum für
die Tier- und Pflanzenwelt sein, was bei der Bevölkerung die Akzeptanz
der Anlagen und der Energiewende im Allgemeinen fördert. Über neue
Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten der PV informiert die weltweit
führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, die Intersolar Europe, und
die begleitende Intersolar Europe Conference. Sie finden als Teil von
The smarter E Europe vom 21. bis 23. Juli 2021 auf der Messe München
statt.
Der
europäische PV-Markt wächst dynamisch: Um elf Prozent stieg im
vergangenen Jahr die PV-Leistung in der Europäischen Union (EU), so der
Branchenverband SolarPower Europe. 18,7 Gigawatt (GW) Leistung wurden
neu installiert. Das macht 2020 zum zweitbesten Jahr der Branche,
übertroffen nur von 2011. Das starke Wachstum der PV schlägt sich auch
in der gesamten Stromerzeugung der EU nieder: 2020 übertraf die
EU-Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zum ersten Mal jene aus
fossilen Brennstoffen, so die Studie „The European Power Sector in 2020“
von Agora mit dem britischen Thinktank Ember. Erneuerbare Energien
hatten 2020 einen Anteil von 38 Prozent am europäischen Strommix,
fossile Energieträger kamen auf 37 Prozent.
In
Deutschland, dem mit Abstand größten PV-Markt der EU, kamen im
vergangenen Jahr 4,8 GW hinzu und der Anteil der erneuerbaren Energien
an der öffentlichen Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der
tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag 2020 bei über 50 Prozent.
Marktforscher warnen allerdings davor, dass bereits im Jahr 2023 eine
Lücke in der deutschen Stromversorgung entstehen könne. Nur wenn das
gegenwärtige Tempo des Photovoltaikausbaus ab 2021 verdoppelt und ab
2022 verdreifacht werde, könne die Versorgungssicherheit gewährleistet
und die Klimaziele erreicht werden. Um den Photovoltaikausbau weiter
voranzutreiben und Flächen effizient zu nutzen, werden Solarmodule
längst nicht mehr nur auf Dächern und auf Freiflächen installiert:
Module auf Fassaden, landwirtschaftlichen Nutzflächen (Agri-PV) sowie
Wasserflächen (Floating PV) können künftig deutlich noch mehr
Ertragsflächen erschließen und zum zusätzlichen Treiber der Photovoltaik
werden.
Unten Photosynthese, oben Photovoltaik: Bei
der Agri-PV werden Flächen gleichzeitig für die Pflanzen- und zur
Solarstromproduktion genutzt. Das steigert die Flächeneffizienz: Die
Solarstromproduktion wird ausgebaut und gleichzeitig werden fruchtbare
Flächen für die Landwirtschaft erhalten und genutzt. Photovoltaik und
Photosynthese konkurrieren nicht mehr miteinander, sondern ergänzen
sich. Angesichts des dynamischen, weltweiten Wachstums der PV und dem
damit verbundenen steigenden Flächenbedarf für PV-Anlagen, erlauben
innovative Konzepte wie die Agri-PV eine Doppelnutzung agrarischer
Flächen und können so die Transformation des Energiesystems
unterstützen.
Die
Agri-PV-Technologie hat sich laut Fraunhofer ISE in den letzten Jahren
dynamisch entwickelt und in fast allen Regionen der Welt verbreitet. Die
installierte Agri-PV-Leistung stieg weltweit von circa fünf Megawatt
(MW) im Jahr 2012 auf rund 2,9 GW in 2020, wobei China mit circa 1,9 GW
installierter Leistung den größten Anteil hält. In Zeiten des
Klimawandels mit zunehmender Trockenheit und Extremwetterereignissen
kann die Agri-PV mit ihrem Mehrfachnutzen punkten: Emissionsfreier
Solarstrom plus Nahrungsmittelproduktion plus Schutz der Ackerkulturen
vor Dürreschäden und Witterungseinflüssen wie Hagelschäden oder
Starkregen. Denn durch die Teilbeschattung der landwirtschaftlichen
Flächen durch die aufgestellten Solarmodule verringert sich die
Verdunstungsrate, außerdem können sie teure Hagelschutznetze oder
Folientunnel ersetzen.
Schatten der PV-Anlagen senkt Bewässerungsbedarf: In
netzfernen Gebieten kann Agri-PV Strom für die Gewinnung und die
Aufarbeitung von Wasser liefern und gleichzeitig durch die Beschattung
den Wasserbedarf der Ackerkulturen senken. Das wirkt dem Trend der
Wüstenbildung und Verschlechterung der Bodenqualität entgegen. So steht
die weltweit größte Agri-PV-Anlage am Rande der Wüste Gobi in China:
Unter Solarmodulen mit einer Leistung von 700 MW werden Beeren angebaut.
Eine Vorstudie des Fraunhofer ISE zu einem Standort im indischen
Bundesstaat Maharasthra ergab, dass sich durch die Verschattung und
somit geringere Verdunstung unter Agri-PV-Anlagen bis zu 40 Prozent
höhere Erträge bei Tomaten und Baumwolle erreichen lassen.
Herausforderungen
für eine breite Anwendung der Agri-PV sind unter anderem die höheren
Investitionskosten im Vergleich zu konventionellen
PV-Freiflächenanlagen, bedingt durch die Aufständerung der Module und
einem standortspezifischen Anlagendesign. Laut des Leitfadens
zu den Chancen der Agri-PV für Landwirtschaft und Energiewende des
Fraunhofer-ISE von Oktober 2020 ist Agri-PV mit Stromgestehungskosten
zwischen 7 und 12 Cent pro kWh allerdings schon heute mit anderen
erneuerbaren Energiequellen wettbewerbsfähig: So liegen die
Stromgestehungskosten der Agri-PV derzeit zwar noch über denen
konventioneller Freiflächenanlagen, allerdings bereits unter denen von
kleinen PV-Dachanlagen.
Wertvoller Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt in Freiflächen-Anlagen: Auch
herkömmliche PV-Freiflächen-Anlagen können wertvollen Lebensraum für
Flora und Fauna bieten. Eine extensive und damit schonende Pflege
schafft und erhält auf den oft nährstoffarmen Böden wertvolle Biotope
für Pflanzen und Insekten. Das wiederum verbessert das Nahrungsangebot
für Vögel und Fledermäuse. Um die Biodiversität in Solarparks zu fördern
und so auch die Akzeptanz bei der Bevölkerung für diese Anlagen und die
Energiewende im Allgemeinen zu steigern, hat sich kürzlich die
Interessengemeinschaft „Triesdorfer Biodiversitätsstrategie –
Biodiversität auf PV-Freiflächenanlagen“ gegründet. Darüber hinaus lässt
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) derzeit
Zertifizierungsstandards entwickeln, um die Produktqualität erneuerbar
produzierter Strommengen hinsichtlich ökologischer und sozialer
Kriterien zu bewerten.
Agri-PV auf der Intersolar Europe und der begleitenden Konferenz: Über
Entwicklungen, Produkte und Anwendungen in den Bereichen Photovoltaik,
Solarthermie, Solarkraftwerke sowie Netzinfrastruktur und Lösungen für
die Integration erneuerbarer Energie informiert die Intersolar Europe
vom 21. bis 23. Juli 2021 auf der Messe München. Auf dem wichtigsten
Branchentreff der Solarwirtschaft präsentieren Hersteller, Zulieferer,
Händler und Dienstleister ihre Produkte und Innovationen. Auf der
begleitenden Intersolar Europe Conference informieren Experten innerhalb
der Sessions „Agri-Photovoltaics: Harvesting the Sun While Cultivating
Crops“ und „Vertical Farming and Renewables: The Nexus of Water, Energy,
and Food“ über die innovativen Konzepte, die damit verbundenen
Technologien sowie die bisherigen Erfahrungen und Zukunftsaussichten. In
diesem Jahr unterstützt die Intersolar Europe erstmalig die
internationale AgriVoltaics2021 Conference
und verdeutlicht damit die hohe Relevanz des Themas. Das Online-Event
findet vom 14. bis 16. Juni 2021 statt und richtet sich an all
diejenigen, die noch tiefer in die Welt der Agri-PV eintauchen wollen.
Die
Intersolar Europe sowie die Parallelmessen ees Europe, Power2Drive
Europe und EM-Power Europe finden vom 21. bis 23. Juli 2021 im Rahmen
der Innovationsplattform The smarter E Europe auf der Messe München
statt.
Weitere Informationen im Internet unter:
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