Der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen VSE macht in einer Medienmitteilung eine interessante Feststellung zu den Vergütungen für Energie aus Photovoltaikanlagen: 24 der 30 grössten Netzbetreiber nützen den Spielraum der Stromversorgungsverordnung auch 2021 nicht und bremsen damit die Energiewende unnötig aus.
CH-Betreiber*innen von Solaranlagen erhalten allzuhäufig keine kostendeckende Rückvergütung für eingespeisten Solarstrom (Bild: Diemtigtal - von Guntram Rehsche) |
VESE erhebt seit 2015 jährlich die Vergütungen der Netzbetreiber für
eingespeiste Energie aus PV-Anlagen und publiziert diese auf der
Webseite www.pvtarif.ch.
Aus den bereits bekannt gegebenen Tarifen der 30 grössten Netzbetreiber
kann eine erste Bilanz für 2021 gezogen werden: Nach wie vor sind
Vergütungen äusserst unterschiedlich, mit Tarifen, welche für die
gleiche Kilowattstunde zwischen 5.87 Rp/kWh und 13 Rp/kWh liegen. Der
gewichtete Durchschnitt stieg um 3% von 9.0 Rp/kWh im 2020 auf 9.2
Rp/kWh im 2021.
Dieser erfreuliche Trend erfolgt vor einem Hintergrund von sehr
volatilen Vergütungen der einzelnen Netzbetreiber, welche im
Durchschnitt ihre Vergütungen um 8% änderten. Von den 30 Betreibern
senkten 8 ihre Vergütung, 7 erhöhten diese und 15 blieben gleich. Wie erklären sich die hohe Volatilität und die zum Teil sehr tiefen
Vergütungstarife? «Dies ist für uns auch nicht ganz einleuchtend», meint
der zuständige Projektleiter bei VESE, Dr. Diego Fischer. Denn mit dem
neuen Bundesgesetz über den Um- und Ausbau der Stromnetze, welches seit
dem 1.6.2019 in Kraft ist, dürfen die Netzbetreiber die Kosten der
inländischen Produktion erneuerbarer Energien zu den realen Kosten einer
effizienten Anlage vergüten. Diese Kosten wurden vom Bundesrat in der
Stromversorgungsverordnung für neue PV-Anlagen unter 100 kWp explizit
auf 10.96 Rp/kWh festgelegt. Für ältere Anlagen liegt dieser Wert sogar
noch höher. Betrachtet man nun die Vergütungen 2021 der 30 grössten
Netzbetreiber, so zeigt sich, dass bloss 6 von ihnen diesen Wert auch
erreichen. Alle anderen bezahlen tiefere Vergütungen, im Extremfall nur
knapp der Hälfte dieses Ansatzes.
«Alle sind sich unterdessen eigentlich einig, dass wir ab sofort viel mehr Photovoltaikzubau brauchen, um die Schweiz zu dekarbonisieren. Aber wie sollen positive Investitionsentscheide fallen, wenn die Vergütungen nicht kostendeckend sind, und zudem von Jahr zu Jahr dermassen heftige Ausschläge erfahren?», fragt sich Diego Fischer, „an dieser Stelle sind die Netzbetreiber und vor allem ihre Besitzer, die Gemeinden und Kantone, direkt in der Pflicht. Mit dem neuen Gesetz haben sie es in der Hand, dafür zu sorgen, dass der zügige Ausbau der Photovoltaik nach Jahren der Stagnation nun endlich in Gang kommt. Einige fortschrittliche Netzbetreiber zeigen auf, wie das geht. Alle anderen, welche noch zuwarten, müssen befürchten, als Bremser der Energiewende dazustehen».
Quelle: vese
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