Gerade ältere Wohnhochhäuser
können einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Energie
leisten. Wird beim Dämmen der Fassaden gleich auch noch eine
Photovoltaik-Anlage installiert, kann nicht nur Heizenergie gespart,
sondern gleich auch noch Strom produziert werden, so eine Mitteilung des Solarfachverbands Swissolar. Wie sich das
Energiespar-Potenzial gewinnbringend nutzen lässt, zeigt das Beispiel
eines kürzlich sanierten Gebäudes der Pensionskasse der Zürcher
Kantonalbank in Effretikon.
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Die Wohnsiedlung Wattbuck in Effretikon ist ein
typischer Vertreter des Baustils der 1960er- und 1970er-Jahre. Mit dazu
gehört auch ein Wohnhochhaus mit 13 Stockwerken, das 1968 erstellt und
1982 renoviert wurde. Es gehört der Pensionskasse der Zürcher
Kantonalbank. Das Alter von gut 50 Jahren und der hohe
Heizenergieverbrauch von rund 350`000 Kilowattstunden pro Jahr waren
Anlass für eine umfassende Sanierung der Gebäudehülle, die 2018/2019
umgesetzt wurde.
Bei der Ausschreibung der Generalplanerleistung standen für die
Bauherrschaft eine gute Dämmung und eine zeitgemässe Optik des Gebäudes
im Vordergrund. Den Zuschlag erhielt schliesslich die Arento AG
aus Hinwil. Das auf nachhaltige bauliche Lösungen spezialisierte Büro
schlug den Verantwortlichen der ZKB-Pensionskasse vor, bei der Sanierung
einen Schritt weiter zu gehen. Nicht nur sollte die Gebäudehülle gut
gedämmt, sondern gleich auch eine Photovoltaikanlage für die
Stromproduktion installiert werden.
Bei umfassenden Erneuerungen ist Solar Pflicht! Hauptargument der Planer war der Zeithorizont: «Total sanierte
Fassaden, wie beim Gebäude in Effretikon, werden erst in vierzig Jahren
wieder eingerüstet – bis dahin sollte der Gebäudepark im Rahmen der
Energiestrategie 2050 des Bundes aber bereits seinen Teil zur
nachhaltigen Energieproduktion beitragen», sagt Arento-Geschäftsführer
Franz Schnider. Deshalb mache es im Rahmen einer umfassenden Erneuerung
Sinn, bereits heute Elemente, wie eine Photovoltaikanlage zu
realisieren. «Sonst vergibt man eine grosse Chance oder muss in zehn
oder zwanzig Jahren aufwändig nachrüsten.»
Die Abklärungen der Planer zeigten, dass sich das Hochhaus aus
mehreren Gründen optimal für die Gewinnung von Solarstrom eignen würde:
Erstens könnten Aufgrund seiner Ausrichtung drei der Fassaden solar
genutzt werden, so wäre über den Tagesverlauf hinweg eine konstante
Stromproduktion möglich. Zweitens liesse sich die Anlage aufgrund der
bestehenden architektonischen Gestaltung der Fassade optisch sehr gut
integrieren – und zwar in den Brüstungen unter den langgezogenen
Fensterbändern, die bis anhin mit Faserzementplatten verkleidet waren.
Und drittens wären die Mehrkosten einer klassischen Sanierung nach 19
Betriebsjahren amortisiert – inklusive einmaligem Tausch der
Wechselrichter. Ab dann würde die Solaranlage, deren Lebensdauer
aufgrund der hochwertigen Module auf 50 Jahre veranschlagt wurde, sogar
einen ordentlichen Gewinn abwerfen.
Die Argumente überzeugten auch die Bauherrschaft. «Der Vorschlag der
Planer passte perfekt zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie», sagt Marcel
Konrad, Portfolio Manager Real Estate bei der Swisscanto Invest by
Zürcher Kantonalbank, «deshalb waren wir mit Blick auf den Umweltnutzen
gerne bereit die Mehrkosten für die Solaranlage zu finanzieren.»
Optimale Integration in die Fassade: Im Rahmen der Sanierung erhielt das Gebäude eine zur schlichten
Architektur passende, moderne Gebäudehülle mit einer 18 Zentimeter
dicken Dämmung aus Glaswolle. Die nicht solar genutzten Bereiche wurden
mit weissen Faserzementplatten verkleidet. Sie passen zu den
schwarzen, in der Schweiz produzierten Solarmodulen, die in den
Brüstungsbereichen der Ost-, Süd- und Westfassade als Verkleidung
angebracht wurden.
Insgesamt umfasst die Photovoltaikfläche 470 Quadratmeter und besteht
aus 350 identisch grossen Modulen. Die Jahresproduktion beträgt rund
53'000 Kilowattstunden. «Der gute Ertrag zeigt, dass sich hohe
Wohnhäuser dank ihren weitgehend unbeschatteten Fassaden sehr gut für
die Stromproduktion eigenen. Das Beste ist jedoch, dass solche Fassaden
vor allem im Winter hohe Produktionswerte haben und so einen wertvollen
Beitrag zur Energiewende leisten können.», sagt Schnider von Arento.
Die Abrechnung der Produktion erfolgt nach dem einfachen
Eigenstrom-Modell der EKZ: Die Mieter im Gebäude kaufen weiterhin den
Strom mit dem von ihnen gewünschten Mix direkt vom Elektrizitätswerk.
Die Gebäudebesitzerin wiederum erhält eine Gutschrift für den mit der
Photovoltaikanlage produzierten Strom.
Bauten mit grossem Potenzial: Die Sanierung des Wohnhochhauses auf dem Wattbuck-Areal in Effretikon
zeigt beispielhaft, dass gerade die auf den ersten Blick unscheinbaren
älteren Gebäude ähnlicher Bauart, die noch in grosser Zahl überall in
der Schweiz zu finden sind, einen wichtigen Beitrag zur Energiestrategie
2050 leisten können. Die bei vielen solcher Bauten anstehende
Fassadensanierung bietet die Chance zur Nutzung dieses Potenzials – und
das ist gross: Dank dem weitsichtigen Handeln von Bauherrschaft und
Planern ist beim Gebäude in Effretikon nicht nur der Heizenergiebedarf
um 60 Prozent gesunken, sondern wird auch gleich noch der jährlichen
Strombedarf von gut 15 Haushalten produziert.
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Lieferant Solarmodule: Megasol AG, Deitingen
Heizenergiebedarf vor Sanierung: 82 kWh/m2 (EBF)
Heizbedarf nach Sanierung: 31 kWh/m2 (EBF)
Fläche Solarmodule: 470 m2
Jahresproduktion Solarstrom: 53`000 kWh
Quelle: Swissolar
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