Donnerstag, 15. Dezember 2016

Schon wieder: Kosten des Atomausstiegs steigen erneut

Das Ende der Atomkraft dürfte in der Schweiz mehr Kosten verursachen, als bisher bekannt. Eine Studie des Bundes beziffert die Gesamtkosten auf rund 23 Milliarden Franken.

Auch das kostet: AKW Gösgen
unter Polizeischutz anlässlich Grossdemo (Bild:
Guntram Rehsche)
Stilllegung der Schweizer AKW und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle dürften teurer werden als bisher angenommen. Der Stilllegungsfonds und der Entsorgungsfonds (Stenfo) beziffern die Gesamtkosten auf 22,8 Milliarden Franken. Die Zahl entstammt der Kostenstudie 2016 von Swissnuclear im Auftrag der Kommission der beiden Fonds. Sie fällt um zehn Prozent höher aus als noch bei der letzten Einschätzung im Jahr 2011, wie Stenfo am Donnerstag mitteilte. Damals wurde der mit dem Ausstieg verbundene Betrag auf 20,7 Milliarden Franken geschätzt. Die jüngste Studie wird nun von unabhängigen Experten überprüft, was rund ein Jahr in Anspruch nimmt. Damit die Finanzierung der Stilllegung und Entsorgung nach der Ausserbetriebnahme der AKW gesichert ist, bestehen zwei Fonds. Die Stilllegungs- und Entsorgungskosten werden alle fünf Jahre neu berechnet. Auf dieser Grundlage werden Jahresbeiträge für die AKW-Betreiber festgelegt. Bereits bei der letzten Erhebung 2011 war der Gesamtbetrag für den Atomausstieg im Vergleich zu 2006 um über drei Milliarden Franken höher eingeschätzt worden. Laut der Mitteilung basiert die jüngste Studie erstmals auf einer neu definierten Kostengliederung. Diese schliesse auch Zuschläge für Prognoseungenauigkeiten sowie Chancen und Gefahren mit ein. «Dadurch können die Stilllegungs- und Entsorgungskosten genauer berechnet, transparenter dargestellt und effektiver überprüft werden als in der Kostenstudie 2011.»

Die Stilllegung der fünf AKW und des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen (Zwilag) wird neu mit rund 3,6 Milliarden Franken veranschlagt. Mit dem Geld werden etwa die Vorbereitung für die Stilllegung, Einschluss, Unterhalt und Bewachung der Anlage, die Dekontamination oder Demontage und die Zerkleinerung der aktivierten und kontaminierten Teile sowie die Dekontamination des Geländes berappt. Dazu kommen Kosten für Überwachung, Versicherung und Verwaltung. Ende 2015 betrug das Kapital im Stilllegungsfonds knapp zwei Milliarden Franken. Die noch ausstehenden Mittel werden durch Fondsbeiträge der Kernkraftwerkbetreiber und durch Kapitalerträge des Fonds bereitgestellt.

Den Löwenanteil am Gesamtbetrag von 22,8 Milliarden Franken macht der Aufwand für die Entsorgung aus. Dafür müssen etwa ein zentrales Zwischenlager, Behandlungsanlagen, geologische Tiefenlager, eine Verpackungsanlage und ein Nasslager des Kernkraftwerks Gösgen realisiert werden. Zusammen mit Forschung, Transport und Wiederaufbereitung kostet das gemäss der aktuellen Schätzung 19,2 Milliarden Franken - ein Anstieg von über drei Milliarden Franken im Vergleich zu 2011. Solange die AKW laufen, bezahlen die Betreiber die Entsorgungskosten direkt. Bis 2015 waren dies 5,5 Milliarden Franken. Bis zur Ausserbetriebnahme aller Kernkraftwerke werden es 7,5 Milliarden Franken sein. Der Entsorgungsfonds deckt die verbleibenden 10,5 Milliarden Franken ab, nicht eingerechnet sind 1,2 Milliarden Franken, welche der Bund beisteuert. Ende 2015 befanden sich im Entsorgungsfonds 4,2 Milliarden Franken.

Quelle: Diverse Agenturen

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1 Kommentar:

  1. Der Titel ist irreführend: Nicht der Atomausstieg kostet, sondern die Atomenergie selbst. Je länger, je mehr - der Löwenteil der Kosten fällt nach der Nutzung an. Der Ausstieg kostet in diesem Sinne nicht (extra).

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