Montag, 27. Juni 2022

Energiekosten im Inland ausgeben

Die Schweiz gibt in schöner Regelmässigkeit so um die zehn Milliarden Franken jährlich für Energieleistungen aus dem Ausland aus. Das betrifft vor allem die Öl- und auch die Gaslieferungen - und diese Fossilenergien sind noch immer die wichtigsten Energieträger hierzulande. Diese Finanzmittel im Inland für Erneuerbare auszugeben, ist plausibel, wird aber von den Energiewende-Skeptikern in schöner Regelmässigkeit bestritten. Und doch ist es Unsinn, sie den Verursachern der Klimaproblematik in den Rachen zu stopfen - ein Kommentar von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche!

Schon mal vom Ökonomen Friedrich List gehört? Gemäss Wikipedia war als erster deutscher Vertreter der modernen Volkswirtschaftslehre ein Vorläufer der Historischen Schule der Nationalökonomie. Mit seinen wirtschaftspolitischen Überlegungen (u. a. Erziehungszoll, Nationales Innovationssystem) hatte er umfassende Fragen aufgeworfen, mit denen sich die Entwicklungsökonomie seit Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Seine Entwicklungstheorie wurde u. a. in vielen ostasiatischen Ländern studiert und wirtschaftspolitisch genutzt. Und dieser List führt eben den Erziehungszoll als Argument an, weshalb es zumindest phasenweise richtig ist, eine Volkswirtschaft vor grenzenlosem Freihandel zu bewahren. 

Sinngemäss kann man das auf die Überlegungen zur Entwicklung Erneuerbarer Energien anwenden und diese entsprechend vor ausländischer Billigkonkurrenz zeitweise schützen. Was übrigens  ja zb China, aber auch viele lateinamerikanische Staaten gemacht haben (zugegebenermassen nicht alle erfolgreich). Als Fazit bleibt, dass es eben doch richtig sein kann, die Erneuerbaren vor der Konkurrenz der Fossilen zu schützen, zumal diese ja nicht ihre vollen Kosten decken (CO2-Ausstoss, Luftverschmutzung etc.). Und es ist richtig, das Geld nicht diesen Verursachern der Klimaproblematik in den Rachen zu stopfen!

Wie fast immer bei den Skeptikern der Erneuerbaren (neben dem Weltwoche-Autor Hans Rentsch etwa auch bei Schlumpf und Reichmuth), sind deren Pamphlete gegen die Erneuerbaren jeweils durchsetzt mit vielen Fehlern im Detail. Zum Beispiel stimmt nicht, dass Wind- und Solaranlagen nur 15-20 Jahre wirtschaftlich relevante Erträge abliefern resp. funktionieren. Insbesondere PV-Anlagen erreichen problemlos in der Regel eine Lebensdauer von 30 und mehr Jahren. Liefern also nach der Amortisation weiterhin Strom und Geld. Die Kosten für die PV verschieben sich zudem im Rahmen der Verbilligung der Module und der sonstigen Hardware. Diese kommt mitnichten nur aus dem Ausland und die Installationskosten sowie der Unterhalt nehmen (leider) einen immer grösseren Teil an den Gesamtkosten ein. Auch Solarmodule lassen sich schliesslich schon heute auf der Materialseite zu 90-95% recyceln. Aber solche Fakten passen nicht ins Bild eben dieser Skeptiker. 

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