Freitag, 4. März 2022

Das beredte Schweigen des Nuklearforums

Am Mittwoch noch hatte das Schweizer Nuklearforum - die Lobbyformation der hiesigen Atomwirtschaft - Zuversicht verbreitet: «Auch die Kernkraftwerke (in der Ukraine) werden weiterhin sicher betrieben.». Der Ausgewogenheit halber übernahm auch Solarmedia die entsprechende Meldung > siehe hier. Musste sich allerdings wenige Stunden später korrigieren, denn plötzlich galt das Gegenteil. 

Insbesondere das europäweit grösste AKW geriet ins Fadenkreuz der russischen Besatzungstruppen. Heute Nacht nun hat das AKW Saporoschje im Südosten der Ukraine gebrannt. Doch beim Nuklearforum herrschte weiterhin beredtes Schweigen - trotz des seit Mittwoch aufgeschalteten Hinweises «Update folgt». Unterdessen sind mit Bezug auf die Internationale Atom-Energie-Organisation IAEO nebulöse Bedrohungslagen vermerkt.

Beginnen wir bei der Aktualität: Der US-TV-Nachrichtensender CNN meldet sich am späteren Freitagvormittag live aus der Gegend des umkämpften AKW. Das Werk mit seinen sechs Reaktoren stand in der Nacht teils in Flammen. Gemäss CNN ist das Feuer gelöscht, vier Reaktoren wurden herunter gefahren, von ihnen sollte bei Beschädigung also zumindest eine geringere (Strahlen-) Gefahr ausgehen. Ein Reaktor produziert immer noch Strom zur Versorgung der Ukraine - und gemäss bisherigem Erkenntnisstand geführt von den zuständigen ukrainischen Fachkräften. Ein Reaktorblock wurde durch das Feuer offenbar zumindest beschädigt. Von erhöhter Strahlung oder anderen Schäden ist vorderhand aber nichts bekannt.

Und die Schweizer Interessenorganisation Nuklearforum? Sie präsentiert auch jetzt noch ihre (verharmlosende) Einschätzung der Lage weit gehend wie am Mittwoch - wie der folgende Screenshot von 10.45h belegt. 

Wer die in der rechten Spalte die News anklickt (siehe > hier), erfährt dann immerhin von aufgetauchten Problemen rund um das umkämpfte AKW. Allerdings - demgemäss nähern sich die Truppen erst noch. Erinnert fast an die putinsche Doktrin, wonach in den Medien nicht ist, was nicht sein darf. Erneut später wurde dann auszugsweise die IEAO zitiert (siehe > hier):

An dieser Stelle kann es nicht darum gehen,  Kriegsberichterstattung zu betreiben oder zu beurteilen. Lediglich sei darauf hingewiesen, dass der unsägliche Krieg in der Ukraine auch ein Energiekrieg ist - und dass dabei die Atomenergie unter verschiedenen Aspekten eine wichtige Rolle spielt. Oder anders ausgedrückt - in diesen Zeiten neue AKW als Lösung unserer Energieprobleme ins Spiel zu bringen, grenzt an Wahrnehmungsverweigerung: Die Atomtechnologie hat mit dem Einbezug der ukrainischen Reaktoren ins Kriegsgeschehen erwiesenermassen ein weiteres gewaltiges Gefahrenpotential offenbart. Nur Erneuerbare Energien wie Solar- und Wind weisen einen Ausweg.

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