Mittwoch, 19. Mai 2021

Symposium mit besten Vorzeichen - auch für CH

Zum 36. Mal findet das PV-Symposium in süddeutschen Kloster Banz dieses Jahr statt – und noch nie waren die politischen Vorzeichen für die Photovoltaik so gut: Mit dem neuen Klimaziel der EU und dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts muss die Politik den gesetzlichen Rahmen für die Erneuerbaren jetzt massiv verbessern. War die Gesetzeslage in den letzten Jahren für die Photovoltaik eine Fußfessel, so wird sie nun zum Booster, bringt es Mark Köntges vom Institut für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) als Moderator der Auftaktsession auf den Punkt. Nachfolgend einige Ausschnitte aus dem Live-Blog von pv magazine Deutschland, die sich auch auf die PV-Verhältnisse in der Schweiz beziehen.

Wo stehen wir aktuell bei den Kosten für Solarstrom? Christoph Kost vom Fraunhofer ISE präsentiert dazu einige aktuelle Zahlen: Den Berechnungen der Fraunhofer-Forscher zufolge liegen die Stromgestehungskosten von neuen Freiflächenanlagen in Deutschland aktuell bei 3 bis 6 Cent pro Kilowattstunde, bei kleinen Dachanlagen sind es 6 bis 11 Cent. Dem stellt er die Betriebskosten fossiler Kraftwerke gegenüber – bei der Braunkohle sind es derzeit 4 Cent, bei Erdgas 4 bis 6 Cent. Wegen höherer CO2-Preise werden die Betriebskosten von Gaskraftwerken bis 2030 auf 5 bis 8 Cent steigen – die Photovoltaik wird dagegen günstiger.

Die höchsten Berge, die beste Schokolade, die verschwiegensten Banken – aber bei Solar- und Windenergie ist die Schweiz nur drittklassig: Gerade einmal vier Prozent steuern sie zum Strommix bei. Ein Drittel stammt aus Atomkraftwerken, den Löwenanteil liefern Laufwasser- und Speicherkraftwerke.

Rudolf Rechsteiner vom Beratungsbüro für Energiefragen re-solution aus Basel verweist auf ein ganz besonders Problem, dass die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied hat: Im Winter tut sich eine große Stromlücke auf, weil die Nachbarn nicht verpflichtet sind, Strom zu liefern, da die Schweiz als Drittstaat gilt. Damit entstehe ein Versorgungsrisiko.

Was tun? Die Windenergie auszubauen scheitert regelmäßig vor Gerichten. Daher will die Schweiz nun einen starken Fokus auf die Photovoltaik richten, um die Winterlücke zu schließen. Ihr kommt dabei zugute, dass die Einstrahlung im Gebirge etwa so hoch ist wie in Spanien, sagt Rechsteiner. Flächen im Gebirge zu finden ist allerdings schwierig. Deshalb richtet sich der Blick vor allem auf Infrastrukturen wie Stauseen, Straßen und Lawinenschutzanlagen. Eine Pilotanlage auf einem Stausee in den Bergen zeigt, wie gut die Bedingungen hier sind: 1800 Kilowattstunden erzeugt sie im Jahr pro Kilowatt installierte Leistung.

Außerdem gebe es große Potenziale in Siedlungsgebieten, vor allem an Fassaden – hier könnten allein 17 Terawattstunden im Jahr erzeugt werden. Wenn die Module dort senkrecht installiert werden, ist das positiv für den Winterertrag.

Damit die Photovoltaik tatsächlich einen nennenswerten Beitrag zum Schließen der Winterlücke leisten kann, bedarf es angemessener Finanzierungsinstrumente. Die derzeit diskutierten Auktionen bedeuten in den Augen Rechsteiners nur eine Teil-Optimierung. Denn zum einen berücksichtigt das System nicht die Wertigkeit der Stromerzeugung nach Jahres- und Tageszeiten. Zum anderen bleibt das Problem der Preis-Kannibalisierung bestehen – je mehr Strom die Photovoltaik liefert, desto stärker drückt sie die Preise in den Keller.

Rechsteiner plädiert für eine Differenzierung des Auktionsdesigns: Die Finanzierungsinstrumente sollten als Steuerungswerkzeuge genutzt werden, indem die Wertigkeit der Energie berücksichtigt wird. Das könnte zum Beispiel bedeuten, im Winter eine doppelte Vergütung zu zahlen. Damit, so der Experte, werden andere Anlagen gebaut als bei herkömmlicher Auktionierung.

Quelle: pv-magazine.de 

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