Mittwoch, 9. April 2025

Energiezukunft gehört den Erneuerbaren und nicht der Kernkraft

Der Bundesvorstand der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES hat ein Positionspapier zum Thema Kernkraft verabschiedet. Damit möchte die SSES die wiederbegonnene Diskussion um AKW faktenbasiert unterstützen. Im Positionspapier zeigt die SSES auf, dass AKW unwirtschaftlich sind, mit einem dezentralen System mit erneuerbaren Energien unvereinbar sind, massive Sicherheitsrisiken bergen und nicht zuletzt der Umwelt schaden und kommenden Generationen gefährliche Abfälle hinterlassen. Statt die Tür für neue AKW zu öffnen, soll der Bund stabile Bedingungen für die Solarenergie schaffen.

Die so genannte «Blackout-Initiative» hat die Debatte um die Kernkraft in der Schweiz wieder lanciert. Statt den von der Bevölkerung mehrfach deutlich bestätigten Kurs in Richtung Atomausstieg und Energiewende fortzusetzen, möchten der Bundesrat und der zuständige Energieminister Albert Rösti eine Kehrtwende. Die Antwort auf die Initiative hätte nicht ein Gegenvorschlag, sondern die klare Ablehnung sein müssen. Mit dem Vorwand der Technologieneutralität startet der Bundesrat den Kampf gegen die erneuerbaren Energien. Die SSES hat sich im Rahmen der Vernehmlassung gegen die Pläne des Bundesrats geäussert.

 

AKW bremsen erneuerbare Technologien
AKW lassen sich nur sehr begrenzt in der Leistung regulieren. Sie produzieren auch dann Strom, wenn er nicht gebraucht wird, zum Beispiel nachts oder im Sommer. 40 bis 50 Prozent der Produktion ist Sommerstrom, für den es keinen zusätzlichen Bedarf gibt. Das Energiesystem der Gegenwart und der Zukunft basiert auf dynamischer Produktion und Verbrauch. Bandlastkraftwerke können diese Schwankungen nicht ausgleichen. Im Gegenteil: durch die unflexible Stromproduktion stehen AKW den erneuerbaren Energien im Weg, weil sie das Netz verstopfen.

 

Volkswirtschaftliche Risiken
Das SSES-Positionspapier zeigt zudem auf, dass sämtliche in der westlichen Welt neu gebauten AKW Stromgestehungskosten von ca. 15-17 Rp/kWh haben. Versicherungen und Entsorgung sind dabei nicht berücksichtigt. Im Vergleich dazu liegen die Gestehungskosten der Erneuerbaren bei nur 4-10 Rp/kWh, inkl. Versicherung und Entsorgung. Zudem ist 50 Prozent des produzierten AKW-Stroms Nachtstrom, der an der Börse nur mit grossen Verlusten verkauft werden kann. Wenn der Bundesrat jetzt neue AKW verspricht, dann wird dies nur mit teuren, langfristigen Subventionen möglich sein. Diese Gelder würden dann der Förderung der Erneuerbaren fehlen.

 

Umweltschädlich und Last für kommende Generationen
Die Umweltverschmutzung beginnt bereits beim Abbau von Uran. Dabei fallen Unmengen Deponieabfälle in fester und flüssiger Form an, welche grösstenteils radioaktiv sind. Das Roh-Uran wird für die Anreicherung weiterverarbeitet. Dabei wird unter anderem durch Gaszentrifugen oder die sehr energieaufwändige Gasdiffusion Uran-235 von Uran-238 getrennt, wobei abgereichertes Uran als Abfallprodukt anfällt und teilweise militärisch weiterverwendet wird. Nicht nur bei den direkten Abfällen aus den Kernkraftwerken, sondern auch bei der Brennelementherstellung fallen radioaktive Abfälle an, für welche keine Lager existieren und für die es immer noch keine funktionierende Entsorgungslösung gibt. 

 

Neue Kernkrafttechnologien schaffen neue Probleme
Viele Konzepte für neue AKW wurden bereits in den 1980er-Jahren entwickelt und getestet und scheiterten aufgrund technischer Probleme. Herausforderungen, wie die Reaktivität von Natrium, hohe Kühlmitteltemperaturen und Korrosionsprobleme, bestehen auch bei den geplanten Generation-IV-Reaktoren weiterhin und sind bis dato ungelöst. Die zunehmende Komplexität schafft neue Probleme. Und selbst wenn neue AKW mit der bestehenden Technologie gebaut würden, würden bis zur Inbetriebnahme realistisch 15-25 Jahre vergehen. So lange kann das Klima nicht warten.
 

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