Mittwoch, 30. Oktober 2024

V2X-Projekt zeigt, wie Elektrofahrzeuge das Stromnetz stabilisieren

 
Ohne Strom fährt das Elektro-Fahrzeug nicht. Soweit, so klar. Doch das Elektro-Fahrzeug verbraucht nicht nur Strom, es kann auch als Speicher genutzt werden und so zur Stabilisierung des Schweizer Stromnetzes beitragen. Das zeigt das Projekt V2XSuisse, das über das Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamts für Energie (BFE) unterstützt wurde. Und: Man könnte mit dem bidirektionalen System auch Geld verdienen. Hier geht es zu den Ergebnissen des Projekts.

Den Lead für das Projekt hatte der Carsharing-Anbieter Mobility. Eingesetzt wurden 50 Fahrzeuge, die die Nutzer und Nutzerinnen ganz normal fahren konnten, die angehängt an 40 Ladestationen aber auch als Stromspeicher eingesetzt werden konnten. Das heisst: Der Strom in diesen Fahrzeugen fliesst in beide Richtungen – bidirektional nennen dies Fachleute.

Neben Mobility waren sechs weitere Unternehmen am Projekt V2XSuisse beteiligt. Denn Strom aus der Autobatterie wieder ins Netz einzuspeisen, so dass das Stromnetz davon profitieren kann, ist eine komplexe Angelegenheit. Die Fahrzeuge müssen bidirektional einsatzfähig sein, sie müssen mit dem Stromnetz kommunizieren können. Es braucht entsprechende Software, die das Laden und Entladen steuern kann. Und auch die Ladestationen müssen diesbezüglich eingerichtet sein.

Nach 18 Monaten Testphase ziehen die Verantwortlichen ein positives Fazit:

  • Das System hat technisch funktioniert
  • Die Autos konnten in Sekundenschnelle Strom liefern, wenn sie das entsprechende Signal vom Netzbetreiber erhalten haben.
  • Viele E-Autos können zu einem virtuellen Speicher zusammengeschlossen und in Echtzeit gesteuert werden.
  • Die Autos standen jederzeit für Fahrten der Carsharing-Nutzenden zur Verfügung.

Das Projekt untersuchte auch, ob mit einer bidirektionalen Autoflotte Geld verdient werden kann. Die Erkenntnis: Mit dem Laden und Entladen

zum passenden Zeitpunkt lassen sich Einnahmen generieren – bis zu 600 Franken pro Fahrzeug und Jahr. Die Kosten in der Testphase konnten damit aber nicht gedeckt werden – dies unter anderem wegen den hohen Preisen für bidirektionale Ladestationen. Hinzu kommt, dass die Auswahl an bidirektionalen Autos noch klein ist. Und bidirektionale Automodelle und Ladestationen sind derzeit nicht miteinander kompatibel, weshalb es für die Steuerung Speziallösungen braucht.

Wofür steht V2X?

X steht als Platzhalter für H (Home / Stromversorgung im eigenen Haus), G (Grid / öffentliches Stromnetz), L (Load = einzelnes Elektrogerät, z.B. beim Camping). Es gibt also verschiedene bidirektionale Lösungen, wie der Strom vom Auto genutzt werden kann.

V2H, also das Zurückspeisen ins eigene Heimnetz (Home), ist interessant für jemanden, der eine eigene Solaranlage hat. Tagsüber kann man den generierten Solarstrom in der Batterie des Autos speichern und diesen dann z.B. am Abend wieder nutzen für den Stromverbrauch im Haus. So kann man den Eigenverbrauch erhöhen.

Freitag, 25. Oktober 2024

PV- und Windkraftzubau sollen globale Stromkapazität erreichen

Massives globales Wachstum der erneuerbaren Energien bis 2030 soll gesamte Stromkapazität der heutigen großen Volkswirtschaften erreichen und die Welt dem Ziel der Verdreifachung näher bringen. Laut einem neuen IEA-Bericht sind erneuerbare Energien auf dem besten Weg, bis zum Ende dieses Jahrzehnts fast die Hälfte des weltweiten Strombedarfs zu decken, wobei die Solarenergie bei der raschen Einführung führend ist. 
 
Aufgrund unterstützender politischer Maßnahmen und günstiger wirtschaftlicher Bedingungen wird erwartet, dass die weltweite Kapazität an erneuerbarer Energie im weiteren Verlauf dieses Jahrzehnts sprunghaft ansteigt, wobei die weltweiten Zuwächse laut einem neuen IEA-Bericht in etwa der derzeitigen Stromkapazität von China, der Europäischen Union, Indien und den Vereinigten Staaten zusammen entsprechen werden.
Der Bericht „Renewables 2024“, die wichtigste jährliche Veröffentlichung der IEA zu diesem Sektor, kommt zu dem Schluss, dass die Welt zwischen 2024 und 2030 mehr als 5.500 Gigawatt (GW) an neuer Kapazität für erneuerbare Energien hinzufügen wird – fast das Dreifache des Anstiegs zwischen 2017 und 2023.

Dem Bericht zufolge wird China bis 2030 fast 60 % der weltweit installierten erneuerbaren Energiekapazität ausmachen, basierend auf den aktuellen Markttrends und den heutigen politischen Rahmenbedingungen der Regierungen. Damit wäre China bis zum Ende dieses Jahrzehnts Heimat von fast der Hälfte der gesamten weltweiten erneuerbaren Energiekapazität, verglichen mit einem Anteil von einem Drittel im Jahr 2010. Während China die größten Mengen an erneuerbaren Energien hinzufügt, verzeichnet Indien unter den großen Volkswirtschaften das schnellste Wachstum.

Was die Technologien betrifft, so wird allein die Photovoltaik bis 2030 voraussichtlich 80 % des Wachstums der weltweiten erneuerbaren Kapazitäten ausmachen – das Ergebnis des Baus neuer großer Solarkraftwerke sowie einer Zunahme von Solaranlagen auf den Dächern von Unternehmen und Haushalten. Und trotz anhaltender Herausforderungen steht auch der Windsektor vor einer Erholung, wobei sich die Expansionsrate zwischen 2024 und 2030 im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2017 und 2023 verdoppeln wird. Bereits jetzt sind Wind- und Solarenergie in fast allen Ländern die günstigsten Optionen für die zusätzliche Stromerzeugung.

Aufgrund dieser Trends sind fast 70 Länder, die zusammen 80 % der weltweiten Kapazität an erneuerbaren Energien ausmachen, bereit, ihre aktuellen Ziele für erneuerbare Energien bis 2030 zu erreichen oder zu übertreffen. Das Wachstum entspricht nicht ganz dem Ziel, das fast 200 Regierungen auf der Klimakonferenz COP28 im Dezember 2023 festgelegt haben, nämlich die weltweite Kapazität für erneuerbare Energien in diesem Jahrzehnt zu verdreifachen – der Bericht prognostiziert, dass die globale Kapazität bis 2030 das 2,7-fache des Niveaus von 2022 erreichen wird. Die IEA-Analyse zeigt jedoch, dass das Ziel der Verdreifachung durchaus erreicht werden kann, wenn die Regierungen kurzfristige Handlungsmöglichkeiten nutzen. Dazu gehört die Ausarbeitung mutiger Pläne in der nächsten Runde der national festgelegten Beiträge im Rahmen des Pariser Abkommens, die im nächsten Jahr ansteht, und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit, um die hohen Finanzierungskosten in Schwellen- und Entwicklungsländern zu senken, die das Wachstum erneuerbarer Energien in Regionen mit hohem Potenzial wie Afrika und Südostasien bremsen.

„Die Entwicklung der erneuerbaren Energien schreitet schneller voran, als die nationalen Regierungen Ziele festlegen können. Dies ist nicht nur auf die Bemühungen zur Senkung der Emissionen oder zur Erhöhung der Energiesicherheit zurückzuführen, sondern auch darauf, dass erneuerbare Energien heute in fast allen Ländern der Welt die günstigste Option für den Bau neuer Kraftwerke darstellen“, so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. “Dieser Bericht zeigt, dass das Wachstum der erneuerbaren Energien, insbesondere der Solarenergie, die Stromversorgungssysteme in diesem Jahrzehnt weltweit verändern wird. Bis 2030 wird die Welt voraussichtlich mehr als 5.500 Gigawatt an erneuerbarer Stromkapazität hinzufügen – das entspricht in etwa der derzeitigen Stromkapazität von China, der Europäischen Union, Indien und den Vereinigten Staaten zusammen. Bis 2030 erwarten wir, dass erneuerbare Energien die Hälfte des weltweiten Strombedarfs decken werden.“

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts soll sich der Anteil von Wind- und Solarenergie an der weltweiten Stromerzeugung verdoppeln und auf 30 % steigen, so die Prognose. Der Bericht betont jedoch, dass die Regierungen ihre Anstrengungen verstärken müssen, um diese variablen erneuerbaren Energiequellen sicher in die Stromversorgungssysteme zu integrieren.

In letzter Zeit sind die Abregelungsraten – bei denen die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nicht genutzt wird – erheblich gestiegen und liegen in mehreren Ländern bereits heute bei etwa 10 %. Um dieses Problem anzugehen, sollten sich die Länder auf Maßnahmen wie die Erhöhung der Flexibilität des Stromnetzes konzentrieren. Ein konzertierter Vorstoß zur Beseitigung politischer Unsicherheiten und zur Straffung der Genehmigungsverfahren – sowie zum Bau und zur Modernisierung von 25 Millionen Kilometern Stromnetzen und zur Erreichung einer Speicherkapazität von 1.500 GW bis 2030, wie in der vorherigen IEA-Analyse hervorgehoben wurde – würde einen noch größeren Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ermöglichen.

Insgesamt wird der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch bis 2030 voraussichtlich auf fast 20 % steigen, gegenüber 13 % im Jahr 2023, was auf das massive Wachstum der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zurückzuführen ist. Unterdessen hinken erneuerbare Kraftstoffe – das Thema eines speziellen Kapitels im Bericht – hinterher, was die Notwendigkeit einer gezielten politischen Unterstützung zur Dekarbonisierung von Sektoren unterstreicht, die sich nur schwer elektrifizieren lassen.

Um die internationalen Klimaziele zu erreichen, müsste nicht nur die Einführung erneuerbarer Energien beschleunigt werden, sondern auch die Einführung nachhaltiger Biokraftstoffe, Biogase, Wasserstoff und E-Fuels, heißt es in dem Bericht. Da diese Kraftstoffe nach wie vor teurer sind als ihre fossilen Pendants, wird ihr Anteil an der globalen Energieversorgung im Jahr 2030 voraussichtlich unter 6 % liegen.

Der Bericht befasst sich auch mit dem Stand der Fertigung erneuerbarer Technologien. Die weltweite Produktionskapazität für Solarenergie wird bis Ende 2024 voraussichtlich 1.100 GW übersteigen, was mehr als das Doppelte der prognostizierten Nachfrage ist. Während diese Angebotsschwemme, die sich auf China konzentriert, zu einem Rückgang der Modulpreise geführt hat – die sich seit Anfang 2023 mehr als halbiert haben –, bedeutet dies auch, dass viele Hersteller große finanzielle Verluste verzeichnen.

Angesichts der zunehmenden internationalen Fokussierung auf die industrielle Wettbewerbsfähigkeit wird sich die Produktionskapazität für Photovoltaik sowohl in Indien als auch in den Vereinigten Staaten bis 2030 voraussichtlich verdreifachen, was zur globalen Diversifizierung beiträgt. Allerdings ist die Produktion von Solarmodulen in den Vereinigten Staaten dreimal so teuer wie in China und in Indien doppelt so teuer. Dem Bericht zufolge sollten politische Entscheidungsträger überlegen, wie sie ein Gleichgewicht zwischen den zusätzlichen Kosten und den Vorteilen der lokalen Fertigung herstellen können, wobei sie wichtige Prioritäten wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Energiesicherheit abwägen sollten.

Quelle: iea – International Energy Agency 2024 | Translated with www.DeepL.com/Translator

Dienstag, 15. Oktober 2024

Forschung treibt die Energiewende voran

 

Durch die unerschöpfliche Sonnenenergie können wir die fossilen und atomaren Energiequellen spätestens in 15 Jahren global vollständig ersetzen und haben damit eine Alternative zur weiteren Zerstörung unseres Heimatplaneten. Meinen Optimismus über die Chancen der raschen Energiewende beziehe ich wesentlich auch über die erfreulichen und überraschenden Forschungsergebnisse. Überlegungen des deutschen Energiepublizisten Franz Alt.

Auf der Jahrestagung des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien im Oktober 2024 sagte der Tagungsleiter Professor Andreas Reuter vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES): „Einige erneuerbare Energien verzeichnen Rekordzuwächse und immer häufiger kann der gesamte Stromverbrauch in Deutschland von Erneuerbaren gedeckt werden… Wir haben Grund zu Optimismus.“

Forschung macht die Energiewende resilienter

Wir erleben zurzeit weltweit einen noch vor kurzem unvorstellbaren Boom an erneuerbaren Energien. Der Fraunhofer-Forscher sieht Innovationen „für grüne Stromerzeugung, klimafreundliche Wärmeversorgung und leistungsstarke Speicher“. Klimaforschung macht die Energiewende kostengünstiger und effizienter. 

Die Energiewende braucht freilich auch hochqualifizierte Fachkräfte. Zur Zeit arbeiten global über 16.2 Millionen Menschen an der solaren Weltrevolution. Doch Professor Reuter ist auch hier zuversichtlich: „Die junge Generation hat die Dringlichkeit der Energiewende begriffen und will sich einbringen.“

Das sind die Chancen und die Hoffnung der solaren Weltrevolution. Ja, noch haben wir die Chance, unser Klima zu retten. Aber wahrscheinlich sind wir die letzte Generation, die es noch kann. Ein heute geborenes Kind kann davon ausgehen, dass es im Jahr 2040 in einer Welt lebt, die energetisch zu hundert Prozent erneuerbar ist. Dafür müssen wir uns aber in Richtung einer Chancengesellschaft anstatt einer Bedenkenträgergesellschaft entwickeln. Diese Chancengesellschaft kann sich in Richtung materieller Sicherheit mit einem Gefühl für Gerechtigkeit zu einer positiven Zukunftserzählung entfalten.

Gerechte Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit sind keine Gegensätze – sie gehören zusammen. Es wird ohne Klimasozialpolitik keinen großen:  Sprung nach vorn in der solaren Weltrevolution geben.

Solarpolitik ist Friedenspolitik  – Solarpolitik ist Sozialpolitik. Erfolgreiche Solarpolitik muss die sozialen Aspekte immer mit bedenken. Solarpolitik ist deshalb immer Klimasozialpolitik. Das moderne Zukunftsmotto heißt: Bürger zur Sonne, zur Freiheit! Denn Erneuerbare Energien bedeuten mehr Unabhängigkeit, mehr Freiheit, mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Frieden.

Das wichtigste Potential für die Erneuerbaren sind Menschen, die mit dem natürlichen und nahezu unendlichen Potential der Erneuerbaren Energien zusammenarbeiten.

Quelle: Franz Alt 2024

Freitag, 11. Oktober 2024

Eisen als günstiger Wasserstoffspeicher

Bis 2050 soll Photovoltaik über 40 Prozent des Schweizer Strombedarfs decken. Doch Solarstrom fliesst nicht immer dann, wenn man ihn braucht: Im Sommer gibt es zu viel davon und im Winter, wenn die Sonne seltener scheint und Wärmepumpen auf Hochtouren laufen, zu wenig. Gemäss der Energiestrategie des Bundes will die Schweiz die Winterstromlücke mit einer Kombination aus Importen, Wind- und Wasserkraft sowie durch alpine Solaranlagen und Gaskraftwerke schliessen.

Montag, 7. Oktober 2024

Grosses Potenzial für Energieeinsparung in Schweizer Industrie

Rund ein Fünftel des Energieverbrauchs in der Schweiz fliesst in die Industrie. Gerade die Unternehmen aus den energieintensiven Branchen haben ein grosses Interesse, ihren Energieverbrauch zu optimieren. Um sie dabei zu unterstützen, bietet das Bundesamt für Energie (BFE) im Rahmen von EnergieSchweiz das Förderprogramm «Pinch Energieanalysen für industrielle Betriebe» an. Ein Bericht, der von EBP Schweiz im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) im Rahmen seiner regelmässigen Evaluationen erstellt wurde, hat die Wirkung dieses Förderprogramms nun untersucht. Es zeigt sich: Dank der Massnahmen, die aufgrund der Energieanalysen umgesetzt werden, können Unternehmen durchschnittlich rund 20% der Energie für Wärmeprozesse einsparen. 220 Betriebe haben solche Massnahmen bereits umgesetzt. Der Bericht zeigt, dass 800 weitere energieintensive Unternehmen ebenfalls von Energieanalysen profitieren könnten.

In Industriebetrieben wird über die Hälfte (rund 55%) für die Prozesswärme genutzt. Prozesswärme wird beispielsweise für die Erzeugung von Dampf oder Heisswasser oder für Trocknungsprozesse gebraucht. Die Prozesswärme wird zu einem grossen Teil (rund 85%) mit fossilen Energien bereitgestellt. Durch eine bessere Energieeffizienz ihrer industriellen Prozesse profitieren die Unternehmen nicht nur wirtschaftlich, sondern sie tragen so auch entscheidend zur Erreichung des Klimaziels der Schweiz bei.

Seit 2011 unterstützt das BFE mit seinem Programm EnergieSchweiz Industrie- und Gewerbebetriebe dabei, ihre Energieeffizienz zu optimieren. Das Förderprogramm «Pinch Energieanalysen für industrielle Betriebe» unterstützt finanziell detaillierte Pinch-Analysen und auch Pinch-Grobanalysen. Die Pinch-Analysen untersuchen die Energieströme im Unternehmen, um Potenziale für Energieeinsparungen und für die Umstellung auf erneuerbare Energien zu finden.

Im Auftrag des BFE hat EBP Schweiz die Wirkung der bisherigen Förderung und das Potenzial an weiteren Betrieben untersucht, die ebenfalls von Pinch-Analysen profitieren könnten. Die wichtigsten Resultate:

  • Bisher wurden Pinch-Analysen in 220 Betrieben durchgeführt. Diese wurden in den meisten Fällen von Moderatoren für Zielvereinbarungen oder von Energieberatern auf Pinch aufmerksam gemacht. Ansonsten ist Pinch in der Industrie noch wenig bekannt. Wird den Unternehmen eine Pinch-Anlyse angeboten, führen sie diese praktisch immer durch und erhalten daraus Empfehlungen für Massnahmen.
  • Die Auswertung von solchen empfohlenen Massnahmen in 78 Betrieben zeigt, dass damit pro Betrieb durchschnittlich 22% Prozent der thermischen Energie eingespart werden kann, was einer Gesamteinsparung von über 430 Gigawattstunden pro Jahr entspricht. Die Amortisationszeit der empfohlenen Massnahmen liegt bei drei Jahren (Medianwert).
  • Die Betriebe setzen setzten meist mindestens die Massnahmen mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis um sowie jene, die einfach umsetzbar sind und die industriellen Kernprozesse nicht verändern. Betriebe, die bei der Umsetzung von Pinch-Beratenden weiter begleitet werden, setzen einen Grossteil der empfohlenen Massnahmen um. Mitnahmeeffekte gibt es kaum, da die Massnahmen ja erst durch die Pinch-Analyse identifiziert werden konnten. Als «Nebeneffekte» der Analyse und der umgesetzten Massnahmen nennen die Betriebe, dass sie nun über eine aktualisierte und detaillierte Analyse des Energiehaushaltes verfügen, das Wissen für den Know-How Transfer und die Schulung des Personals sammeln konnten, und einen Anstoss für weitere Massnahmen in den Bereichen Strom, Wasser und Net-Zero Roadmaps erhalten haben.

Der Evaluationsbericht enthält schliesslich auch Empfehlungen, wie das Potenzial der Industriebetriebe für Pinch-Analysen erschlossen werden kann. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung einer PINCH-Small-Methode, um die Analysen so weit wie möglich zu automatisieren und zu vereinfachen, oder auch die Ausbildung von mehr Energieberatern für Pinch-Analysen.

Pinch-Analyse und Anlaufstellen in der Schweiz

Die Pinch-Analyse ist eine systemorientierte Methode zur Bestimmung des optimalen Energieeinsatzes und Anlagendesigns unter der Randbedingung von minimalen Kosten (Investition und Betrieb). Sie ist für die Energieoptimierung von einfachen als auch komplexen Anlagen-Systemen geeignet. Eine Pinch-Analyse ermöglicht Transparenz und Übersicht über die Energienutzung. Die Resultate bilden eine Entscheidungsgrundlage für die strategische Planung der Schritte auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Durch Pinch-Analysen wird nicht nur thermische Energie eingespart, sondern oft auch eine beträchtliche Menge an elektrischer Energie, z.B. durch verringerte Leistungen von Kälteanlagen.

Die nationalen Stützpunkte «Prozessintegration/PinCH» werden in der Deutschschweiz von der Hochschule Luzern (HSLU) betrieben und in der Suisse Romande von der Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD), siehe Link. Die beiden Stützpunkte sind Anlaufstelle für Industrieunternehmen, Ingenieurbüros, Anlagenbauer und Behörden bei Fragen rund um das Thema Prozessintegration und Pinch-Analyse. Zu den Aktivitäten der beiden Pinch-Stützpunkte gehört auch die Ausbildung der Fachleute. Die HSLU hat mit der Unterstützung des BFE und einem Expertenteam die Software PinCH für die Durchführung von Pinch-Analysen in der Industrie entwickelt. Die Software unterstützt ein systematisches, schrittweises Vorgehen und visualisiert den Ist-Zustands und die Einsparpotenziale.



Quelle: Bundesamt für Energie
 

Freitag, 4. Oktober 2024

PV-Vergütungen sinken

PV-Fassaden-/Balkonanlage in Zürich-Höngg
Bild: Guntram Rehsche 2024

Nach rekordhohen Vergütungen im laufenden Jahr zeigt eine Umfrage von VESE  (s.u.) bei den grössten Verteilnetzbetreibern eine signifikante Absenkung der Vergütungen für eingespeisten Solarstrom auf Anfang 2025. Dies ist eine Folge  der gesunkenen Beschaffungskosten für Strom. 

Bisher konnte VESE nur die Abnahmevergütungen von knapp der Hälfte der 30 grössten Schweizer Verteilnetzbetreiber in Erfahrung bringen. Dieses Bild zeigt durchschnittliche Senkungen der Vergütungen um rund 25%. Es gibt darunter aber auch vereinzelte Erhöhungen, beispielsweise die BKW mit einem höherem HKN Abnahmepreis, und bei ewb im Rahmen von immer noch steigenden Energiepreisen für ihre Kunden.

Auslöser dafür, dass viele Netzbetreiber betreffend den Vergütungen für 2025 noch nicht Farbe bekennen wollen, ist, dass sie noch abwarten, welche Verordnungen im November vom Bundesrat nach der Annahme des Mantelerlasses nun effektiv in Kraft gesetzt werden. Allerdings sollen gemäss einer Mitteilung des Bundesamtes für Energie (BFE) die neuen Bestimmungen zur Abnahmevergütung voraussichtlich erst auf Anfang 2026 in Kraft gesetzt werden. Das sorgt bei den Verteilnetzbetreibern entsprechend für Unsicherheit. Deshalb ist es für VESE zur Zeit nicht möglich, einen genauen Wert der Vergütungen 2025 zu ermitteln.

Eine merkliche Senkung ist aber insgesamt zu erwarten, nachdem sich die Lage am Europäischen Elektrizitätsmarkt entspannt hat. Die Preise für die Verbraucher für 2025, welche Ende August von der ElCom publiziert wurden, gingen deutlich zurück. Und weil die Mehrheit der Netzbetreiber die Vergütungen den Verbraucherpreisen für Energie in etwa nachführen, muss mit diesem Rückgang gerechnet werden.

Falls sich diese Tendenz fortsetzt, wovon VESE ausgeht, kann somit für 2025 von einer mittleren Vergütung im Bereich von 11 bis 13 Rp/kWh ausgegangen werden. Trotz Rückgang wäre dies immer noch ein relativ hoher Wert im Vergleich der letzten 10 Jahre und befindet sich im Rahmen der von VESE empfohlenen 10 bis 12 Rp/kWh. Diese Vergütung, so sie langfristig stabil ausgerichtet wird, erlaubt den Produzenten eine befriedigende Amortisation ihrer Anlagen.

Grosse Verunsicherung in der Branche

Obwohl sich abzeichnet, dass sich die Vergütungen 2025 in einem vernünftigen Rahmen bewegen, beobachtet VESE die generelle Situation mit grosser Besorgnis.  Mit der Annahme des Mantelerlasses, welcher das Ziel von 35 TWh zusätzlicher erneuerbarer Stromproduktion bis im 2035 vorgibt, sollte Aufbruchstimmung herrschen. In der Branche ist aber das Gegenteil der Fall. Die Verunsicherung erinnert an die Situation nach der Abschaffung der KEV, die nicht nur zu einer massiven Abkühlung des Zubaus, sondern auch einem jahrelang anhaltenden Imageverlust der Solarenergie führte. Die Rückmeldungen an VESE sind geprägt von grosser Enttäuschung über die im Gesetz versprochene, aber nach wie vor fehlende Investitionssicherheit.

VESE weiss von einigen Solargenossenschaften und Investoren, welche fertig geplante, grosse PV-Projekte aufgrund der Verunsicherung sistiert haben. Dies ist sehr bedauerlich und hilft den Zielen des Mantelerlasses nicht. Die rekordhohen Installationszahlen der vergangenen drei Jahren verdecken zur Zeit noch die Sicht auf die Tatsache, dass es für eine gelungene Energiewende nach wie vor hohes Engagement braucht. Die aktuelle Ausrichtung auf den europäischen Spotmarktpreis und die hohe Gewichtung des Eigenverbrauchs könnten rasch zum Eigentor werden. VESE fordert deswegen sowohl den Bundesrat wie auch die Verteilnetzbetreiber auf, stabile, «an der Amortisation von Referenzanlagen» ausgerichtete Abnahmevergütungen zu gewährleisten. Einen entsprechenden Vorschlag, wie dies geschehen könnte, hat VESE in der Stellungnahme zu den Verordnungen des Mantelerlasses (ab S. 5) gemacht.

VESE, eine Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES, ist der Verband der unabhängigen Energieerzeuger und vertritt die Interessenten von Betreibern von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Elektrizität ohne eigenes Verteilnetz. VESE setzt sich ein für eine Energiewende mit möglichst vielen Anlagen in Bürgerhand.

Quelle VSE