Der Bundesvorstand der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES hat ein Positionspapier zum Thema Kernkraft verabschiedet.
Damit möchte die SSES die wiederbegonnene Diskussion um AKW
faktenbasiert unterstützen. Im Positionspapier zeigt die SSES auf, dass
AKW unwirtschaftlich sind, mit einem dezentralen System mit erneuerbaren
Energien unvereinbar sind, massive Sicherheitsrisiken bergen und nicht
zuletzt der Umwelt schaden und kommenden Generationen gefährliche
Abfälle hinterlassen. Statt die Tür für neue AKW zu öffnen, soll der
Bund stabile Bedingungen für die Solarenergie schaffen.
Die
so genannte «Blackout-Initiative» hat die Debatte um die Kernkraft in
der Schweiz wieder lanciert. Statt den von der Bevölkerung mehrfach
deutlich bestätigten Kurs in Richtung Atomausstieg und Energiewende
fortzusetzen, möchten der Bundesrat und der zuständige Energieminister
Albert Rösti eine Kehrtwende. Die Antwort auf die Initiative hätte nicht
ein Gegenvorschlag, sondern die klare Ablehnung sein müssen. Mit dem
Vorwand der Technologieneutralität startet der Bundesrat den Kampf gegen
die erneuerbaren Energien. Die SSES hat sich im Rahmen der
Vernehmlassung gegen die Pläne des Bundesrats geäussert.
AKW bremsen erneuerbare Technologien
AKW
lassen sich nur sehr begrenzt in der Leistung regulieren. Sie
produzieren auch dann Strom, wenn er nicht gebraucht wird, zum Beispiel
nachts oder im Sommer. 40 bis 50 Prozent der Produktion ist Sommerstrom,
für den es keinen zusätzlichen Bedarf gibt. Das Energiesystem der
Gegenwart und der Zukunft basiert auf dynamischer Produktion und
Verbrauch. Bandlastkraftwerke können diese Schwankungen nicht
ausgleichen. Im Gegenteil: durch die unflexible Stromproduktion stehen
AKW den erneuerbaren Energien im Weg, weil sie das Netz verstopfen.
Volkswirtschaftliche Risiken
Das
SSES-Positionspapier zeigt zudem auf, dass sämtliche in der westlichen
Welt neu gebauten AKW Stromgestehungskosten von ca. 15-17 Rp/kWh haben.
Versicherungen und Entsorgung sind dabei nicht berücksichtigt. Im
Vergleich dazu liegen die Gestehungskosten der Erneuerbaren bei nur 4-10
Rp/kWh, inkl. Versicherung und Entsorgung. Zudem ist 50 Prozent des
produzierten AKW-Stroms Nachtstrom, der an der Börse nur mit grossen
Verlusten verkauft werden kann. Wenn der Bundesrat jetzt neue AKW
verspricht, dann wird dies nur mit teuren, langfristigen Subventionen
möglich sein. Diese Gelder würden dann der Förderung der Erneuerbaren
fehlen.
Umweltschädlich und Last für kommende Generationen
Die
Umweltverschmutzung beginnt bereits beim Abbau von Uran. Dabei fallen
Unmengen Deponieabfälle in fester und flüssiger Form an, welche
grösstenteils radioaktiv sind. Das Roh-Uran wird für die Anreicherung
weiterverarbeitet. Dabei wird unter anderem durch Gaszentrifugen oder
die sehr energieaufwändige Gasdiffusion Uran-235 von Uran-238 getrennt,
wobei abgereichertes Uran als Abfallprodukt anfällt und teilweise
militärisch weiterverwendet wird. Nicht nur bei den direkten Abfällen
aus den Kernkraftwerken, sondern auch bei der Brennelementherstellung
fallen radioaktive Abfälle an, für welche keine Lager existieren und für
die es immer noch keine funktionierende Entsorgungslösung gibt.
Neue Kernkrafttechnologien schaffen neue Probleme
Viele
Konzepte für neue AKW wurden bereits in den 1980er-Jahren entwickelt
und getestet und scheiterten aufgrund technischer Probleme.
Herausforderungen, wie die Reaktivität von Natrium, hohe
Kühlmitteltemperaturen und Korrosionsprobleme, bestehen auch bei den
geplanten Generation-IV-Reaktoren weiterhin und sind bis dato ungelöst.
Die zunehmende Komplexität schafft neue Probleme. Und selbst wenn neue
AKW mit der bestehenden Technologie gebaut würden, würden bis zur
Inbetriebnahme realistisch 15-25 Jahre vergehen. So lange kann das Klima
nicht warten.