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Samstag, 18. Mai 2024

Sonne und Acker: Agri-PV als Chance für Energie- und Landwirtschaft


Fraunhofer ISE | Agri-Solar | Landwirtschaft

© Fraunhofer ISE | Agri-Solar | Anlage in Baden-Württemberg

Die EU hat ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen rund 750 Gigawatt (GW) an Solarenergie installiert werden. In diesem Zuge gewinnen unter anderem duale Landnutzungskonzepte, insbesondere Agri-Photovoltaik (PV), zunehmend an Bedeutung.

Laut einer Studie der dena (Deutsche Energie-Agentur) steht Agri-PV in Europa vor einem Markthochlauf, unterstützt durch Förderprogramme und eigenen Gesetzgebungen. Gleichzeitig verzeichnet die angewandte Forschung zur Agri-PV große Fortschritte, und zunehmend mehr Projekte werden umgesetzt. Auf der Intersolar Europe, der weltweit führenden Fachmesse für die Solarwirtschaft, haben Besucher die Möglichkeit, eine vielfältige Palette an Technologien, Produkten und Lösungen kennenzulernen sowie tiefgehende Einblicke in aktuelle Best Practices und Entwicklungen zu erhalten. Die Intersolar Europe findet vom 19. bis 21. Juni 2024 im Rahmen von The smarter E Europe, Europas größter Messeallianz für die Energiewirtschaft, in München statt – begleitet von den drei Fachmessen ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe.

Landwirtschaft oder erneuerbare Energien – in der Vergangenheit war dies eine Entweder-oder-Frage. Heute jedoch bietet die Agri-PV als innovatives Anwendung vielversprechende Möglichkeiten für Landwirtschaft und Klimaschutz. Sie verspricht, landwirtschaftliche Produktion und erneuerbare Stromerzeugung auf derselben Fläche zu vereinen. Statt zu konkurrieren, können Photovoltaik und Photosynthese sich also effektiv ergänzen.

Umfassende Förderungen auf EU-Länder-Ebene

Europäische Länder wie Deutschland und Frankreich fördern die Agri-PV, um den Solarausbau voranzutreiben und gleichzeitig die Flächenkonkurrenz zu minimieren. Deutschland hat mit dem Solarpaket 1 ein eigenes Auktionssegment mit einem Höchstwert für „besondere Solaranlagen“ – darunter zählen unter anderem Agri-PV-Anlagen – eingeführt, und Frankreich gilt als Vorreiter mit eigener Gesetzgebung. Andere Länder wie Österreich und die Niederlande sind ebenfalls führend in der Agri-PV. Trotz dieser Fortschritte fehlt jedoch derzeit auf gesamteuropäischer Ebene eine einheitliche Gesetzgebung, was zu einem hohen Ressourcenaufwand bei internationalen Investoren und Projektentwickern führt.

Chancen der Agri-PV: Vorteile erkennen und nutzen

Eine einheitliche Gesetzgebung ist mittelfristig unerlässlich, um das volle Potenzial der Agri-PV auszuschöpfen. Und ihre Vorteile liegen klar auf der Hand: Sie ermöglicht die Vereinbarung von Solarenergie und Landwirtschaft sowie den Zusatznutzen für landwirtschaftliche Betriebe durch den Schutz vor Sturm-, Hagel-, Frost- und Dürreschäden. Zusätzlich führt sie zu niedrigeren Stromgestehungskosten im Vergleich zu kleinen PV-Dachanlagen und diversifiziert das landwirtschaftliche Einkommen. Darüber hinaus führen die Verschattung und der Windschutz zu weniger Verdunstung, innovative Modelle mit Regenwassergewinnung auf den Paneelen und dessen Nutzung für die Bewässerung der Pflanzen stehen in den Startlöchern. Die Resilienz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gegenüber Ernteausfällen kann mit diesen Maßnahmen erhöht werden.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: vom Garten- und Weinbau bis hin zu weiten Ackerflächen und Viehweiden

Die Anwendungsbereiche von Agri-PV erstrecken sich über verschiedene Bereiche der Landwirtschaft, darunter Garten- und Weinbau, Ackerland sowie Viehweiden. Im Garten- und Weinbau zeigt sich das Potenzial von Agri-PV besonders deutlich in der Steigerung der Erträge bestimmter Pflanzensorten. Insbesondere in südeuropäischen Ländern, wo sich die klimatischen Bedingungen verändern, profitieren Beeren, Weintrauben und Oliven von dieser Technologie. Auch Obst und Fruchtgemüse können trotz geringer Verschattung gleichbleibende Erträge erzielen. Auf dem Ackerland eröffnet Agri-PV laut einer Studie von Iliotec und dem Fraunhofer ISE neue Möglichkeiten für zahlreiche Ackerbaukulturen. Positiv beeinflusst werden beispielsweise Raps, Sellerie, Zwiebeln und Kohl. Dabei spielen besonders bei Pflanzen, die anfällig für Verschattung sind, die Reihenabstände eine entscheidende Rolle. Auf Viehweiden hingegen fungieren die Module von Agri-PV als Schutzschild gegen Wind und Witterung, wodurch das Wohlbefinden der Tiere verbessert wird.

Best Practice Projekte in Europa

In ganz Europa gehen Pilotprojekte an den Start. So nimmt in Meierijstad, den Niederlanden, das wegweisende Agri-PV-Projekt der BayWa r.e. AG in Zusammenarbeit mit ihrer Tochtergesellschaft GroenLeven Form an: eine 8,7 Megawatt-Peak Solaranlage, die eine gesamte Himbeerplantage überdeckt. Gleichzeitig entsteht auf Sizilien die größte Agri-PV-Anlage Europas mit 135 Megawatt (MW) Leistung, zwischen deren Modulreihen Feigen und Oliven gedeihen. In Deutschland wiederum arbeitet die Next2Sun Technology GmbH an einem 20 MW Solarpark mit vertikal montierten Modulen in Neißeaue. Parallel dazu realisiert Vattenfall in Tützplatz, Deutschland, ein bedeutendes Agri-PV-Projekt mit 79 MW auf 93 Hektar, das durch ein einachsiges Nachführsystem unterstützt wird und Bio-Freilandeier produziert.

Intersolar Europe 2024: besonderes Augenmerk auf Agri-PV

Die Intersolar Europe, die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, legt 2024 ein besonderes Augenmerk auf das Thema Agri-PV. So dürfen sich Besucher auf eine Sonderschau dazu im Freigelände freuen. Partner der Sonderschau sind die BayWa AG, BayWa r.e., Conexio PSE, Vista Geo sowie die ZIMMERMANN PV-Steel Group. Die Unternehmen präsentieren unter anderem Nachführsysteme für Agri-PV-Anwendungen. Darüber hinaus können sich Besucher in den Messehallen bei über 60 Ausstellern von den mehr als 1.370 Intersolar Europe Ausstellern, die Produkte und Lösungen für die Agri-PV zeigen, informieren. Experten vertiefen das Thema zusätzlich durch umfassende Sessions im Intersolar Forum sowie während der Intersolar Europe Conference und erweitern dadurch das Wissensangebot.

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Quelle: inter solar Europe 2024
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Freitag, 17. Mai 2024

Vier gute Gründe für ein Ja zum Stromgesetz

Die Schweiz wird am 9. Juni über das neue Stromgesetz abstimmen, gegen das ein Referendum ergriffen wurde. Greenpeace setzt sich für Ja zum Gesetz ein. Vier Gründe, warum:

Die Schweiz wird unabhängig von fossiler Energie

Das Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung ist ein zentrales Element zur Umsetzung des Klimaschutzgesetzes, das im vergangenen Jahr mit fast 60 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde. Die Schweiz kann sich damit aus der Abhängigkeit von fossilen Energien wie Öl und Gas befreien, die oftmals aus kriegerischen und erpresserischen Staaten stammen und dem Klima wie auch der Natur immens schaden. Auch wird die Atomkraft in der Schweiz so überflüssig.

Wertvolle Naturräume bleiben geschützt

Der Schutz unberührter, natürlicher Landschaften ist für Greenpeace Schweiz zentral. Im neuen Stromgesetz bleiben Biosphären von nationaler Bedeutung geschützt. Einsprachen gegen den Bau von Wind- und Solarparks sind weiterhin möglich. Realistischerweise wird der grösste Teil des Solar-Zubaus auf bestehender Infrastruktur erfolgen, da das Gesetz eine Solarpflicht auf Dachflächen ab 300 Quadratmetern vorsieht. Und Freiflächenanlagen können jederzeit schadlos rückgebaut werden.

Energiesparen wird belohnt

Das Stromgesetz schafft Preisstabilität und belohnt Energiesparen. Eine Senkung unseres Energieverbrauchs ist entscheidend, um Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die hohen CO2-Emissionen aus Verkehr, Gebäuden und Industrie zu senken. Zudem werden lokale Elektrizitätsgemeinschaften möglich, bei denen sich Erzeuger und Verbraucher zusammenschliessen und ihren Strom effizient nutzen können. 

Ein Nein hätte unerwünschte Folgen

Der Bau von alpinen Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken wäre auch bei einer Ablehnung des Stromgesetzes weiterhin möglich. Ein Nein zum Stromgesetz schützt die Natur darum nicht. Stattdessen würde die Schweizer Energiepolitik um Jahre zurückgeworfen und es drohte das Risiko, dass anstelle von Erneuerbaren neue Atom- und Gaskraftwerke geplant würden. Für Greenpeace Schweiz überwiegen darum die Vorteile des Stromgesetzes klar.

Nur mit einem Ja zum Stromgesetz erreichen wir die Pariser Klimaziele und schützen unsere Landschaft und die Bergwelt vor einem planlosen Ausbau der Erneuerbaren in der freien Natur.

Weitere Infos von der Umweltkampagne für ein Ja zum Stromgesetz: https://www.stromgesetz.ch/

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Donnerstag, 16. Mai 2024

Mit Stromgesetz kann die Schweiz CO2-Emissionen bis 2035 halbieren.

Um das Klima zu schützen, muss die Schweiz die Treibhausgasemissionen stark reduzieren. Dazu hat sie sich mit der Energiestrategie und dem Klimaschutzgesetz verpflichtet. Eine neue Studie der ZHAW im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES zeigt nun: Mit dem Stromgesetz kann die Schweiz ihre CO2-Emissionen bis 2035 halbieren. Damit ist das Stromgesetz, das am 9. Juni 2024 zur Abstimmung kommt, der zentrale nächste Schritt in der Schweizer Klimapolitik.  

In einer aktuellen Studie berechnet die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), wie viel CO2 die Schweiz mit der Umsetzung des Stromgesetzes einsparen kann. Die Resultate sind eindrücklich: Wird das Gesetz angenommen, kann die Schweiz bis 2035 zwischen 75 und 100 Millionen Tonnen CO2 einsparen. «Diese Reduktion ist beträchtlich. Dank dem Stromgesetz und dem damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien würde die Schweiz in gut zehn Jahren nur noch halb so viel CO2 ausstossen wie heute», sagt Professor Jürg Rohrer, Leiter der Forschungsgruppe Erneuerbare Energien an der ZHAW und Hauptautor der Studie.

 

Ein Meilenstein für die Klimapolitik der Schweiz: Mit der deutlichen Annahme des Klimaschutzgesetzes im vergangenen Juni hat die Schweiz beschlossen, bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Das Stromgesetz setzt nun verbindliche Ziele, die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen bis 2035 auf 35 TWh und bis 2050 auf 45 TWh zu erhöhen. «Die Studie zeigt, dass der Ausbau der Stromproduktion aus Sonne, Wind und Biomasse massgeblich dazu beiträgt, bis 2050 netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen. Mit einem JA zum Stromgesetz machen wir also endlich vorwärts mit dem Klimaschutz», ist Nils Epprecht, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energie-Stiftung SES, überzeugt.

 

Ohne Stromgesetz werden die Klimaziele verfehlt: Die Studie analysiert auch, wie sich die Treibhausgasemissionen der Schweiz ohne die Massnahmen des Stromgesetzes entwickeln würden. Dafür erstellten die Autor:innen zwei Szenarien. Steigt die Schweiz trotzdem aus CO2-intensiven Technologien wie Benzinautos oder Ölheizungen aus, droht ein Strommangel. Der steigende Strombedarf müsste dann durch massive Stromimporte oder den raschen Bau von Gaskraftwerken gedeckt werden, was zusätzliche 75 Millionen Tonnen CO2 verursachen würde. 


Findet der Ausstieg aus CO2-intensiven Technologien hingegen nur dann statt, wenn im Inland ausreichend Strom zur Verfügung steht, würde sich der Umstieg auf Wärmepumpen, Elektroautos usw. um Jahre verzögern. Die ZHAW rechnet in diesem Szenario, dass der längere Betrieb der CO2-intensiven Technologien zu einem zusätzlichen Ausstoss von 100 bis 150 Millionen Tonnen CO2 bis 2035 führen würde. 


Nur mit einem JA zum Stromgesetz kann die Schweiz die Ziele erreichen: Diese Resultate zeigen: Bei einer Ablehnung des Stromgesetzes würde die Schweiz weder die Ziele des 2023 von der Stimmbevölkerung beschlossenen Klimaschutzgesetzes noch ihre Klima-Zwischenziele für 2030 erreichen. Ebenso könnte sie ihre internationalen Verpflichtungen aus dem Pariser Klima-Abkommen nicht erfüllen. Nur mit einem JA zum Stromgesetz am 9. Juni 2024 und dem damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien werden diese Ziele erreicht. 

Studie downloaden

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung

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Samstag, 11. Mai 2024

Roche fängt Sonne ein: Riesige PV-Fassade im deutschen Mannheim

 
Der Basler Chemie-Weltkonzern setzt gemäss eigenen Angaben seinen Weg zu nachhaltiger Energieerzeugung fort und verstärkt den Ausbau seiner Photovoltaik-Anlagen am Standort. Mit der Installation von vier neuen Anlagen und einem Zuwachs von 1.900 Modulen unterstreicht das Unternehmen sein Engagement für erneuerbare Energien. 

Nach Abschluss der einjährigen Bauzeit im Juli 2024 werden insgesamt 8.000 Module auf dem Werksgelände installiert sein, deren erzeugter Strom vollständig im Werk genutzt wird. "Der Ausbau unserer Photovoltaik-Anlagen in Mannheim ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft", erklärt Martin Haag, Werkleiter bei Roche in Mannheim. "Wir sind stolz darauf, dass unsere innovativen Lösungen einen wesentlichen Beitrag zur Bereitstellung und Nutzung alternativer Energien leisten und wir damit aktiv zur Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung beitragen." 

Mehr Power als 530 Einfamilienhäuser: Mit dem erfolgreichen Abschluss der Bauphase können jährlich etwa 1.600 Megawattstunden Strom in das Netz des Roche-Werks eingespeist werden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Einfamilienhauses mit zwei Personen liegt bei etwa 3.000 Kilowattstunden pro Jahr. Somit entspricht die Leistung der Anlagen dem durchschnittlichen Stromverbrauch von mehr als 530 Einfamilienhäusern.Roche plant, die Gesamtleistung der Photovoltaik-Anlagen bis 2026 um weitere 30 Prozent aufzustocken. Mit dann insgesamt 10.000 Modulen soll eine jährliche Stromerzeugung von rund 2.000 Megawattstunden erreicht werden, was dem Verbrauch von etwa 666 Einfamilienhäusern entspricht.

Wenn Nachhaltigkeit auf Parkhäuser trifft: vertikale Innovation in Mannheim: Ein Highlight des Projekts ist die vertikal verbaute Photovoltaik-Anlage am Parkhaus des Mannheimer Standorts von Roche. Mit über 1.000 m² Fläche handelt es sich dabei um eine der größten vertikalen Anlagen Europas. An der Fassade sind 540 Module verbaut, was eine jährliche Stromerzeugung von rund 80 Megawattstunden ermöglicht. Diese Energie wird für die Speisung der im Parkhaus befindlichen 100 Ladepunkte für Elektroautos verwendet.

Quelle:  Roche

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Mittwoch, 8. Mai 2024

Solarstrom ist Sozialstrom

Solarstrom ist schon heute Sozialstrom – erschwinglich für jedermann und für jede Frau, ob arm oder reich. Solaranlagen sind bereits ein globaler Megatrend. Die Anschaffung lohnt sich finanziell und erst recht für die Umwelt und für das Klima. Ein Kommentar des deutschen Energiepublizisten Franz Alt.

Solaranlagen werden ständig preiswerter und sie sind komplett steuerfrei. Energetisch sind sie heute wesentlich effizienter als noch vor 15 Jahren. Man kann bis zu 80 Prozent Stromkosten sparen. Und morgen noch mehr. Das gilt für alle Menschen in allen Ländern der Welt – vor allem für die Armen. Die glücklichsten Solarstrombetreiber habe ich in armen Ländern wie Indien, Bangladesch oder Somalia und Mali erleben dürfen. Im Kongo erzählte mir ein Elektriker, der arbeitslos war und nach Europa fliehen wollte: „Ich habe jetzt einige Solarzellen auf meiner Hütte. Nun kommen die jungen Leute meines Dorfes, um bei mir ihre Handys und Laptops aufzuladen. Dadurch habe auch ich einen Job und ein Einkommen und ich denke nicht mehr daran, nach Europa zu fliehen. Welch ein Glück, dass ich über Solarstrom in meiner Heimat bleiben kann“. Welch eine Chance für eine bessere Welt, in der kein Kind mehr verhungern und niemand mehr fliehen muss.

In Abu Dhabi konnte eine Gruppe deutscher Klima-Journalisten soeben erfahren wie die arabischen Länder, die mit klimaschädlichem Öl reich wurden, allmählich auf Solarenergie und den Export von solarem Wasserstoff umsteigen und damit – zumindest längerfristig – auch einen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. In Abu Dhabi wurde Ende 2023 die größte Solaranlage der Welt eingeweiht. Auf einer Fläche von 21 Quadratkilometern wurden ca. vier Millionen Solarmodule installiert. Nach Angaben der Betreiber können sie 160.000 Haushalte mit Strom versorgen und 2,4 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Die Module drehen sich mit der Sonne und werden mit Hilfe von Robotern von Sand und Wüstenstaub frei gehalten. Bis 2030 soll die Anlage noch einmal vervierfacht werden und dann 14 Gigawatt Strom erzeugen. Das entspricht mehr als zehn Atomkraftwerken.

Die Solarenergie hat weltweit ihren Kipppunkt erreicht: Wir werden eine völlig neue Vorstellung über den Sinn unseres Daseins entwickeln, wenn wir uns einlassen auf diese neue Energiedimension: Wir sind auf diesem Planeten, um mitzuarbeiten an der Bewahrung der Schöpfung. Damit auch unsere Kinder und Enkel und deren Kinder und Enkel hier ein schönes, gutes und glückliches Leben führen können. Welch eine Vision! Wir brauchen unsere alte Sonne für eine neue und bessere Welt. Mit der Sonne ein Leben voller Wonne. Aus dem Schein der Sonne kann ein neues Sein der Menschen werden.

Das Kraftwerk daheim: Es gibt sonnenreichere Länder als Deutschland. Doch auch hierzulande kann – zumindest theoretisch – etwa hundert Mal mehr grüner Strom gewonnen werden als wir zurzeit verbrauchen. Sonne und Windkraft werden auch immer mehr genutzt. 2023 wurden in Deutschland 14,1 Gigawatt Photovoltaik zugebaut, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Nach dem Willen der Bundesregierung soll das erst der Anfang, besser gesagt der Neuanfang, des Solarbooms sein, der zwischen 2012 und 2023 von den Vorgängerregierungen sträflich vernachlässigt wurde. Ein am 34. Jahrestag von Tschernobyl (26. April 2024), im Bundestag verabschiedetes „Solarpaket“ soll den weiteren Solarboom beflügeln. Zum Erreichen der Klimaziele braucht Deutschland jetzt: Mehr Speicher, neue Stromleitungen, große Wärmepumpen und andere Stahlwerke sowie Begeisterung für Energie in Bürgerhand und endlich wirklich einen Abbau der bürokratischen Bremsklötze.

Mini-Kraftwerke gibt es schon für ein paar hundert Euro. Für Verbraucherinnen und Verbraucher eine echte Ersparnis. Dein Dach oder Dein Balkon verdient künftig Geld oder spart zumindest Geld. Was Sie selbst fast kostenlos ernten, müssen sie künftig nicht  vom alten Stromversorger kaufen. Dieses Geschäft soll durch Abbau einiger bürokratischer Hürden künftig einfacher werden. So soll es nicht mehr zwingend einen digitalen Stromzähler brauchen. Der alte Stromzähler kann stattdessen rückwärts laufen. Das geht jetzt sogar im überbürokratisierten Deutschland. Künftig sollen auch mehr Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern installiert werden, damit eine „gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ möglich wird. Der Sonnenstrom kann anteilig genutzt werden.

Landefläche für die Sonne: Je größer das Dach, desto mehr Landefläche für die Sonne. Auch Dächer von Werkshallen und Supermärkten sollen künftig mehr als bisher genutzt werden. Aldi will 120 neue Supermärkte komplett klimaneutral und mit dem umweltfreundlichen Baumaterial Holz bauen. Die Einspeise-Vergütungen für Solarstrom werden attraktiver. Landwirte sollen dafür gewonnen werden, sich ein zweites Einkommen über die Sonne zu sichern, indem sie fünf Meter über ihren Äckern Solaranlagen installieren. Landwirte werden Energiewirte über Biogasanlagen und über Agri-Photovoltaik. Auch Windräder sollen schneller als bisher genehmigt werden. Kanzler Scholz: „Statt acht Jahre sind auch acht Monate Genehmigungszeit möglich“.  Das „Solarpaket“ ist ein Meilenstein für die Energiewende in Deutschland.

Die jetzt begonnene solare Weltrevolution kann die erste globale wirklich friedliche Revolution aller Zeiten sein. Die großen Revolutionen der Weltgeschichte waren alle voller Gewalt und Brutalität. Die russische Revolution 1918 kostete etwa acht Millionen Menschen das Leben, die chinesische Revolution von 1949 bis zur kommunistischen Kulturrevolution in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts forderte mehr als 60 Millionen Tote und die französische Revolution im Jahr 1789 und die Schreckensherrschaft der Jakobiner danach bis zu 300.000 Menschenleben. Ganz zu schweigen von den seelischen Schäden dieser Gewaltorgien. Und die industrielle Revolution hat uns durch die fossil-atomare Energiewirtschaft die Klimakrise beschert. Unsere Welt ist deshalb heute voll von Krisen, Kriegen und Konflikten um Energie. Jahrzehnte lang war Deutschland vom russischen Gas abhängig, was dazu führte, dass wir Putins Kriege mitfinanzierten. Diese Abhängigkeit bereuen heute viele.

Eine Frage der Vernunft: Eigentlich müsste Klimaschutz eine rationale Angelegenheit sein. Schließlich leben wir in einer Zeit extremer Wetterkatastrophen, haben im Februar Meeresoberflächentemperaturen wie im Juli und erleben von Jahr zu Jahr mehr Hitzetote. Es ist ökonomisch, ökologisch, ethisch und gesundheitlich nur vernünftig, das Klima, das unsere Lebensgrundlage ist, zu schützen. Aber trotzdem wird der Ausbau fossiler Infrastrukturen durch Flüssiggas-Terminals, die noch 50 Jahre das Klima belasten, auch im Jahr 2024 in Deutschland weiter vorangetrieben. Sind wir noch zu retten? Vielleicht!

Die knallharten finanziellen Interessen der fossilen Lobbyisten scheinen noch immer wichtiger als die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Die Klimakrise stellt das Generationen-Versprechen in Frage, dass die Zukunft besser sei als die Vergangenheit. Noch immer macht uns die Klimakrise nicht rationaler, sondern irrationaler. Wenn wir endlich mehr Rationalität lernen wollen, müssen wir mutiger, konsequenter und rascher als bisher den Einstieg ins solare Zeitalter wagen. Das ist gar kein Hexenwerk, sondern schlicht eine Frage der Vernunft.

Quelle: Franz Alt 2024
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Donnerstag, 2. Mai 2024

CH-Wasserkraft 2023

Am 1. Januar 2024 waren in der Schweiz 705 Wasserkraft-Zentralen mit einer Leistung grösser 300 Kilowatt in Betrieb (1.1.2023: 693 Anlagen). Die maximale mögliche Leistung ab Generator hat gegenüber dem Vorjahr um 26 MW (Megawatt) zugenommen. Diese Zunahme erfolgte aufgrund von mehreren neu in Betrieb gesetzten Kraftwerken und Erneuerungen.

Die erwartete Energieproduktion der in der Wasserkraftstatistik enthaltenen Kraftwerke ≥300 kW lag 2023 bei 37'171 Gigawattstunden pro Jahr (Vorjahr: 37'260 GWh/Jahr). Der gesamte erwartete Zubau aller Neubauten betrug 67 GWh/Jahr, wovon das Kraftwerk Augand (35 GWh/Jahr) den grössten Anteil trägt.

Durch die regelmässige Aktualisierung der zu erwarteten Produktion der bestehenden Anlagen resultierte eine Reduktion von -90 GWh/Jahr. Verantwortlich dafür war vor allem die unterdurchschnittliche Hydrologie der vergangenen Jahre im Tessin und in Graubünden. Die Kantone mit der grössten Produktionserwartung sind das Wallis mit 10'335 GWh/Jahr (27.8%), Graubünden mit 7'909 GWh/Jahr (21,2%), Tessin mit 3'550 GWh/Jahr (9.5%) und Bern 3'395 GWh/Jahr (9.1%). Im Jahr 2023 standen 12 Zentralen mit einer geplanten Jahresproduktion von 52 GWh im Bau.

Gemäss dem geltenden Energiegesetz soll die durchschnittliche jährliche Wasserkraftproduktion bis 2035 auf 37‘400 GWh ansteigen (Richtwert). Die Entwicklung wird im Rahmen des «Monitoring Energiestrategie 2050» beobachtet. Das Monitoring stützt sich auf die vorliegende Statistik der Wasserkraft. Für das Monitoring wird jedoch von der erwarteten Energieproduktion gemäss Statistik der wirkungsgradbereinigte Verbrauch der Zubringerpumpen abgezogen und danach die Produktion der Wasserkraftwerke < 300 kW addiert. Für das Monitoring ergibt sich damit für 2023 eine durchschnittliche inländische Produktion von 36`708 GWh/Jahr (-66 GWh/Jahr gegenüber dem im Vorjahr gemeldeten Wert).

Storymap «Die bedeutendsten Wasserkraftanlagen der Schweiz»: Mit Wasserkraft wurden 2023 rund 57.6% des inländischen Stroms erzeugt. Mit der Storymap des BFE wird die Statistik der Wasserkraft auf spielerische Art zugänglich gemacht. Sie visualisiert die Wasserkraftanlagen mit einer Leistung grösser als 300 kW gemäss ihrer Bedeutung für die Stromproduktion und zeigt, wo sie sich befinden und durch welche Zuflüsse sie gespeist werden.

Storymap «Wasserkraft: die speicherbare Energie»: Die Bedeutung der Energiespeicherung für die Versorgungssicherheit nimmt zu. Wasserkraftwerke spielen dabei eine wesentliche Rolle für die Schweiz. Die Storymap des BFE zur speicherbaren Wasserkraft veranschaulicht, welche Anlagen in der Schweiz wie stark zur Speicherung beitragen und wie der Speicheranteil im Verhältnis zur Gesamtproduktion aussieht.


Adresse für Rückfragen

Mediendienst BFE, 058 460 81 52



Herausgeber

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch
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Montag, 29. April 2024

Solaraktienindex PPVX steigt schneller



Vergrössern von Grafik, Tabelle und Text mit Klick auf Darstellungen ! 

Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu
  
 Quelle: oeko-invest.net
 
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Mittwoch, 24. April 2024

Wasser und Solarenergie: Rezept gegen Engpässe

Seit 2019 durchlebt der Libanon eine schwere Wirtschaftskrise, gleichzeitig beherbergt das Land rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge. Nicht alle Menschen haben Zugang zu genügend sauberem Trinkwasser, was zu Spannungen führt. Im Bekaa-Tal realisiert die DEZA ein Projekt für besseres Wassermanagement – dank Digitalisierung und Solarenergie. Dieses trägt zur Entschärfung von Spannungen rund um die Wassernutzung bei und ist Teil der umfassenderen Bemühungen der Schweiz in diesem Bereich.

Alternativtext: Solaranlagen betreiben das von der DEZA sanierte Wasserpumpwerk in Fekha.

Die DEZA hat das Wasserpumpwerk in Fekha
saniert, das nun mit Solarenergie betrieben wird.
© DEZA

Das Bekaa-Tal liegt eingebettet zwischen zwei Gebirgsketten auf durchschnittlich 1000 Metern über Meer. Mit 120 Kilometern Länge und 16 Kilometern Breite erstreckt es sich über 42% der Gesamtfläche des Libanon. Nach Schätzungen des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) lebten 2023 rund 1,5 Millionen Menschen hier, davon eine Million libanesische Staatsangehörige. Die übrige Bevölkerung besteht grösstenteils aus syrischen Flüchtlingen sowie rund 8000 Palästinenserinnen und Palästinensern. Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien wird je nach Quelle auf bis zu einer Million geschätzt.

Das Bevölkerungswachstum infolge der Syrienkrise hat in Kombination mit der schweren Wirtschaftskrise die Spannungen um den Zugang zu Wasser verschärft. Im Bekaa-Tal kam es häufiger zu Angriffen auf die Wasserinfrastruktur. Illegale Anschlüsse ans Wassernetz haben ebenso zugenommen wie Streitigkeiten zwischen den auf Wasser angewiesenen Menschen.

Digitalisierung und Echtzeitdaten: In diesem komplexen Umfeld realisiert die DEZA ein Projekt für einen fairen Zugang zu Trinkwasser. Gemeinsam mit der für die Wasserversorgung im Bekaa-Tal zuständigen Behörde (Bekaa Water Establishment) arbeitet die DEZA an der Verbesserung des Wassermanagements und der Infrastruktur. Damit sollen auch Spannungen zwischen den Gemeinschaften abgebaut werden. Das 2015 initiierte Projekt hat zu spürbaren Verbesserungen geführt.

Einerseits im Bereich der Digitalisierung, indem die 50 grössten Wasserwerke an ein zentrales Datenzentrum angeschlossen wurden. Mit Hilfe von Sensoren und 4G-Technologie kann dieses Zentrum Daten wie Wasserstand, Durchfluss und Druck für jedes Werk in Echtzeit analysieren. Das System mit dem Namen SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition) ermöglicht es zudem, eine minimale und eine maximale Wasserabgabe festzulegen und die Pumpen der verschiedenen Standorte zu regulieren. Das System deckt heute den Grossteil des Bekaa-Tals ab und versorgt in diesem Gebiet rund 700 000 Menschen.

Laut Andres Devanthéry, Projektleiter vor Ort, lässt sich anhand der vom Zentrum gesammelten Daten der Wasserverbrauch objektiv beziffern. «Bisher gab es Personen, die den städtischen Behörden vorwarfen, dass gewisse Gemeinschaften mehr Wasser erhalten als andere. Mit diesen Daten kann man objektiv nachweisen, wie viel Wasser wo und wann verbraucht wird», erklärt der Experte für Wasser und sanitäre Versorgung des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe.

Die verbesserte Datengrundlage erleichtert auch strategische Entscheide über die Instandhaltung der Infrastruktur. «Dank der Daten können wir zum Beispiel Trends in der Leistung bestimmter Pumpen beobachten. Wenn Anzeichen einer Abnützung erkennbar sind, kann man rechtzeitig Reparaturen organisieren. Andere Installationen sind so veraltet, dass zur Sanierung teure Arbeiten notwendig wären. Weil eine neue 100-KW-Pumpe bis zu 20 000 US-Dollar kostet, ist es für die Stadtverwaltung wichtig, aufgrund von zuverlässigen Daten entscheiden zu können, ob sich die Investition lohnt oder nicht», veranschaulicht Andres Devanthéry. 

Solarenergie als Rezept gegen Stromengpässe: Die Solarisierung der Infrastruktur bedeutete einen weiteren wichtigen Fortschritt des Projekts. Die DEZA war 2019 die Vorreiterin in der Verwendung dieser Technik für Wasserwerke. Wenige Monate später rutschte der Libanon in eine Wirtschaftskrise, die bis heute anhält. Seither ist das ganze Land mit Stromausfällen konfrontiert, die sich negativ auf alle Aspekte des täglichen Lebens und auch auf den Zugang zu Wasser auswirken. «Ein Grossteil des Wassers wird aus dem Grundwasser gepumpt. Wenn man keinen Strom für den Generator hat, fällt auch die Wasserversorgung aus», erklärt Ramzi Ibrahim, der mit Andres Devanthéry im DEZA-Büro in Zahlé im Zentrum der Bekaa-Ebene zusammenarbeitet.

Der Projektingenieur erklärt, dass mehrere Ortschaften dank der Installation von Photovoltaikanlagen auf den Pumpwerken nun nicht mehr nur eine Stunde pro Tag Strom haben, sondern sieben Stunden. «Wir wählten dabei Gebiete aus, in denen das Risiko von Konflikten um Wasser bestand. Manchmal ist dafür die Topografie verantwortlich. Ein Beispiel ist die Stadt Fekha. Durch die Stadt fliesst ein Wasserfall. Die Bevölkerung unterhalb des Wasserfalls hat immer Wasser, da es dank der Schwerkraft reichlich durch die Leitungen fliesst. Ganz im Gegensatz zu den Menschen in den höher gelegenen Stadtteilen, wo kein Strom zum Pumpen des Wassers vorhanden war, was für grossen Unmut sorgte. Fekha ist im Libanon kein Einzelfall, und dank der Photovoltaikanlagen haben wir dieses Problem gelöst. Es ist auch ein gutes Beispiel für die Nutzung von sauberer Energie mit langfristiger Wirkung», freut sich Ramzi Ibrahim.

Weiter im Text unter DEZA

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Montag, 15. April 2024

Endlich vorwärts machen mit sauberer Energie

Am 9. Juni stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über das Stromgesetz ab. Um unser Klima zu schützen, müssen wir uns von den fossilen Energieträgern verabschieden. Das Stromgesetz ist das entscheidende Element, um Klimaschutz, Umweltschutz und Energiewende vorwärts zu bringen. An ihrer Medienkonferenz in Bern haben die Umweltorganisationen ihre Argumente für ein JA zum Stromgesetz vorgestellt.

Im Parlament hat eine deutliche Mehrheit aus SVP, FDP, Mitte, EVP, GLP, SP und Grüne dem Stromgesetz zugestimmt. Gegen das Gesetz wurde das Referendum ergriffen. Nun tritt das Umweltlager geeint für ein Ja zum Stromgesetz ein. Heute haben Vertretungen verschiedener Umweltorganisation die Ja-Kampagne mit dem Slogan «Endlich vorwärts machen» in Bern lanciert.

Ein klimapolitischer Meilenstein: Die Klimakrise schreitet rasant voran und wirkt sich auf Mensch und Umwelt aus. Als Alpenland ist die Schweiz besonders stark davon betroffen. So haben die Schweizer Gletscher in den vergangenen zwei Jahren 10 Prozent ihrer Masse verloren. Mit der deutlichen Annahme des Klimaschutzgesetzes im vergangenen Juni hat die Schweiz deshalb beschlossen, Verantwortung zu übernehmen und bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu werden.


«Mit dem Stromgesetz schaffen wir den sauberen Strom, den wir benötigen, um aus Öl, Gas und Benzin auszusteigen. Mit einem Ja am 9. Juni machen wir endlich vorwärts mit dem Klimaschutz», sagt Lisa Mazzone, Präsidentin der Grünen Partei und ehemalige Ständerätin. 

«​​Das Stromgesetz garantiert einen ausgewogenen Mix aus erneuerbaren Energien und bringt griffige Massnahmen gegen die Stromverschwendung. Damit schaffen wir die Voraussetzung, die inländischen CO2-Emissionen zu reduzieren», verdeutlicht Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz.
 

Unabhängigkeit vom Ausland stärken: Noch immer importiert die Schweiz jedes Jahr Öl, Gas und Kohle aus dem Ausland. Dafür fliessen jährlich rund 8 Milliarden Franken, zwischenzeitlich gar 20 Milliarden, in oftmals autokratisch regierte Länder. Diese Abhängigkeit hat in den vergangenen Jahren zu grossen Preisschwankungen geführt.


«Mit dem Stromgesetz lösen wir uns aus der Abhängigkeit von Öl- und Gas-Importen aus dem Ausland. Der Strombedarf für Elektroautos, Wärmepumpen und Industrie kann und wird damit in Zukunft mit sauberer, einheimischer Energie abgedeckt werden», erklärt Nadine Masshardt, Präsidentin der Schweizerischen Energie-Stiftung und SP-Nationalrätin.
 

Strom im Einklang mit der Natur: Klima und Natur gleichzeitig zu schützen, ist die grosse Herausforderung unserer Zeit. Für die Energiepolitik sind Lösungen nötig, die die Dekarbonisierung rasch voranbringen und dabei mit dem Naturschutz kompatibel sind.


«Das neue Stromgesetz fördert zu über 80% den Ausbau der Solarenergie auf Dächern, Fassaden und Parkplätzen. Das ist die raschest mögliche Energiewende, die den Klimaschutz vorantreibt und den Natur- und Landschaftschutz respektiert», führt Martina Munz, Präsidentin von Aqua Viva und SP-Nationalrätin, aus.

Christophe Clivaz, Stiftungsrat der Stiftung Landschaftsschutz und Grüner Nationalrat des Kanton Wallis fügt hinzu: «Mit dem Gesetz muss weiterhin jedes Projekt einzeln beurteilt sowie die Interessen gegeneinander abgewogen werden. Das gilt auch in Gebieten mit grundsätzlichem Vorrang für die erneuerbaren Energien.»

«Biotope von nationaler Bedeutung, unsere Naturjuwelen, sind und bleiben für alle Energieanlagen Tabu. Das Stromgesetz ist ein Meilenstein in der Reduktion der CO2-Emissionen – und Klimaschutz ist für uns ein wichtiger Bestandteil eines umfassenden Natur- und Umweltschutzes. Das ist ein wichtiger Grund, JA zu sagen», erläutert Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz.

>>>  Argumente

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES

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Mittwoch, 10. April 2024

Am Walensee versuchen sie es nochmals mit PV


Vor dem Hintergrund veränderter politischer Rahmenbedingungen – Stichwort Solarexpress –, wird das angedachte Solarprojekt entlang der Felswand am Walensee wieder aufgenommen. Für das Projekt mit dem Titel Felsenstrom im Steinbruch Schnür führen EKZ (Elektrizitätswerke des Kantons Zürich) und SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) die Kooperation weiter. Das Baugesuch soll bis Ende Jahr erstellt werden.

Der Zubau von Solaranlagen im Inland ist ein wichtiger Bestandteil der Energiestrategie 2050. In Quinten sind mit der Felswand am Walensee die Voraussetzungen für eine Freiflächen-Solaranlage gegeben, da weder Siedlungsraum noch Landwirtschaftsland beeinträchtigt sind. Bis anhin war dieses Gebiet ein Steinbruch. Quinten verfügt über ein mediterranes Klima und verzeichnet eine überdurchschnittliche Sonneneinstrahlung. «Wir realisieren mit dem Projekt Felsenstrom eine «alpine» Solaranlage im Mittelland», freut sich EKZ-Projektleiter Fabio Burlessas. Mit diesem Projekt könne man den Bergregionen zeigen, dass auch im Mittelland an grossen Projekten gearbeitet wird. Gemeinsam werde man die Energiewende schaffen. SAK-Projektleiter Ralph Egeter ergänzt: «Diese Photovoltaikanlage wird zusätzlich zu den Sommermonaten auch einen beträchtlichen Teil Strom im Winter produzieren und dazu beitragen, die Winterstromlücke zu schliessen». Gerechnet wird mit einem jährlichen Stromertrag von 15,5 GWh/a auf einer Fläche von 61’000 Quadratmetern.

Mit der Vorprüfung zum Umweltverträglichkeitsbericht wurde bereits gestartet und erste Besprechungen sollen im Spätsommer stattfinden. Der resultierende Umweltverträglichkeitsbericht ist Bestandteil des Baugesuches. Das technisch anspruchsvolle Projekt entlang der senkrechten Felswand am Walensee wird mit innovativer Seiltechnik umgesetzt. Eine Lösung, die in der Schweiz einzigartig ist.

Quelle: medienstelle@ekz.ch

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Samstag, 6. April 2024

Solare Zukunft gegen fossile Vergangenheit

Alles Leben verdankt sich der Sonne – auch die Energie, die wir aus Kohle, Gas oder Erdöl gewinnen, ist in Jahrmillionen gespeicherte Sonnenenergie. Ein Essay des deutschen Energie-Publizisten Franz Alt.

Eigentlich ist die gesamte Geschichte der Evolution ein einziges Solarzeitalter, einteilbar in drei Phasen: Die erste Phase waren die Hunderttausende Jahre, in der die Sonne die einzige Energiequelle für Wärme, Wind- und Wasserkraft sowie Nahrung war. In der zweiten Phase entdeckte die Menschheit in der Erde brennbare fossile Energiequellen wie Kohle, Erdgas und Erdöl. Diese uralten Energiequellen ermöglichten uns für eine kurze Zeit ab etwa 1850 einen steilen Erfolgspfad an Technik und Wohlstand. Doch diese Energiequellen bewirkten und bewirken den menschengemachten Treibhauseffekt und den dadurch ausgelösten Klimawandel. Darum müssen wir jetzt die dritte Phase des Solarzeitalters aufbauen: zurück zur Sonne als unserer einzigen wirklichen Energiequelle, ergänzt um weitere fünf riesige erneuerbare Energiequellen, indirekte Sonnenenergien – Wind, Wasser, Bioenergie, Geothermie sowie Strömungs- und Wellenenergie der Ozeane. Dabei werden wir Technologien nutzen, die es ohne die fossile Zwischenphase nicht geben würde.

Das fossile Zeitalter wird so wenig aus Mangel an Brennstoffen zu Ende gehen, wie die Steinzeit aus Mangel an Steinen zu Ende ging. Aber die erneuerbaren Energien sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch so sehr überlegen, dass sie durch exponentielles Wachstum die alten Geschäftsmodelle mit Kohle, Gas, Öl und Uran schon in wenigen Jahren besiegen.

Der erste grüne Ministerpräsident in Deutschland, Winfried Kretschmann, sagte im Wahlkampf 2021 auf die Frage, was jetzt am wichtigsten sei: „Drei Dinge: Erstens Klimaschutz, zweitens Klimaschutz, drittens Klimaschutz.“

Eigentlich ist es mit ein bisschen Ökonomie ganz einfach: Im Jahr 1970, als es in Deutschland gerade so richtig losging mit der Solarforschung, kostete die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom etwa zwei Euro. Als im Jahr 2000 der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschiedete, waren es noch 70 Cent, heute haben wir hierzulande noch etwa vier bis fünf Cent Produktionskosten. Bald werden wir bei vielleicht zwei und letztlich bei einem Cent sein – wie heute schon in Zentralafrika, Arabien und Indien. Das ist den großartigen Fortschritten der Solarforscher und -forscherinnen in einer Reihe mit wissenschaftlichen Instituten zu verdanken und den Politikern und Beamten, die ihnen das Geld für die Forschung besorgt haben – hauptsächlich in Deutschland.

Mutige Vordenkerinnen und Vordenker wie Hermann Scheer haben diese wichtigste Forschungswende in Deutschland eingeleitet und vorangetrieben. Der begnadete Solararchitekt Rolf Disch konnte deshalb in Freiburg schon in den 1980er-Jahren die ersten Solarplushäuser bauen und in den 1990ern eine ganze Solarsiedlung mit Solarplushäusern, die mehr Energie produzieren, als in dieser Siedlung verbraucht wird. Solarplushäuser können und müssen Standard werden.

Ebenfalls in Freiburg hat der Solarpionier Georg Salvamoser (sein Motto: „Man kann uns zwar bremsen, aber nicht aufhalten“) schon vor 25 Jahren die erste CO2-neutrale Solarfabrik gebaut, die Stadt Freiburg später das erste Rathaus, das mehr Energie produziert, als es verbraucht, und auch das erste große Nullenergie-Fußballstadion.

Sonne und Wind schicken keine Rechnung, sie sind – in krassem Gegensatz zu den alten Energieträgern – Geschenke des Himmels, Energie von ganz, ganz oben! Bereits heute wird von Grönland bis Neuseeland Solarstrom gewonnen und genutzt—kostengünstig, dauerhaft und klimafreundlich. Das unerreichte biologische Vorbild der Sonne ist die Photosynthese der grünen Pflanzen und Blätter. Die Sonnenenergie wird schon in den nächsten 10 bis 15 Jahren die wichtigste Bedeutung beim Umstieg auf nachhaltiges Wirtschaften haben. Spätestens 2035 können und müssen wir den hundertprozentigen Umstieg auf erneuerbare Energien organisiert haben – und zwar nicht nur bei der Stromproduktion, sondern auch bei der Wärmegewinnung, bei der Mobilität, in der Bauwirtschaft, bei der industriellen Prozesswärme einschließlich bei der energieaufwendigen Stahl- und Zementindustrie sowie in der Landwirtschaft.

Auch die neuen Informationstechnologien spielen bei der raschen Verbreitung der Ökoenergien eine wichtige Rolle: Ohne Digitalisierung wird es keine Energiewende bis 2030/2035 geben. Wissen und neue Technologien sind die entscheidende Basis der künftigen Energie- und Mobilitätswende:

  • Durch die Digitalisierung können saubere Energien kostengünstig und rasch umgewandelt, gespeichert, transportiert und verteilt werden. Nach Corona heißt die Frage nicht mehr: Ist unsere Zukunft digital, sondern nur noch: wie digital ist unsere Zukunft?
  • Das neue Energiesystem wird dezentral, bürgernah, intelligent, preiswert und sicher sein. Dafür braucht es keine großen Banken, um große Kraftwerke zu finanzieren.
  • Das Energierecht der EU sieht vor, dass in der Zukunft Energiegenossenschaften eine wichtige Rolle spielen.
  • Saubere Bürgerenergie wird in Zukunft im Überfluss und partizipativ vorhanden sein, so wie schon heute in der IT-technologischen Revolution Informationen im Überfluss, partizipativ und nahezu kostenlos vorhanden sind.

Alle diese Vorteile machen den Charme der Erneuerbaren und ihre Attraktivität aus. Sie sind umweltfreundlich, nicht klimaschädlich, unschlagbar preiswert und ohne jeden Abfall oder Abgase. Und sie stehen allen Menschen in allen Ländern für alle Zeit zur Verfügung. Um Öl wurden Kriege geführt. Um Sonne oder Wind werden niemals Kriege geführt.

Über eine sanfte Energiewende finden wir einen Weg von der heutigen fossilen zur solaren Kultur von morgen. Der Abschied fällt vor allem aus ästhetischen Gründen leicht. Denn die fossile Kultur bedeutet rauchende Schornsteine, Dreck, Staub, Schwefelgestank, ölverschmierte Vögel, Ölfilme im Wasser, verarmte und verbrauchte Landschaften, stinkende und laute Autos. Deshalb wird zum Beispiel der Übergang vom Verbrenner- zum Elektroauto weit schneller vollzogen als sich das die meisten Menschen heute noch vorstellen.

Quelle: Franz Alt 2024 | www.sonnenseite.com
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Montag, 1. April 2024

Erneuerbare Energien boomen, Atomkraft down

International Renewable Energy Agency (IRENA) veröffentlicht Zahlen zum globalen Ausbau der Erneuerbaren Energien im Jahr 2023. Die jüngst veröffentlichten Zahlen der IRENA zeigen den globalen Vormarsch der Erneuerbaren Energien. Die Solarkapazität stieg um 346 GW, die Windkapazität um 116 GW. Zugleich schrumpfte laut Zahlen der IAEA, International Atomic Energy Agency, Atomkraft um 1 GW.

Zunahme / Bestand 2023 in GW (1 GW = 1 Mio. kW)

Dies widerlegt die Propaganda aus rechten und leider auch manchen konservativen Kreisen, dass alle Welt die Atomkraft ausbaue, nur die Deutschen stünden abseits. Und dies zeigt, wie schwungvoll in alten und neuen Industrieländern wie China, Indien, Japan, USA, Taiwan, Vietnam und in Europa auch in Belgien, Dänemark, Finnland, Niederlande, Polen, Spanien und Deutschland die Energiewende vorankommt.

Die Photovoltaik (Solar) und die Windkraft sind durch technische Fortschritte so preiswert geworden, dass damit der Strom deutlich günstiger als mit Atom, Erdgas oder Kohle erzeugt werden kann. Auch einschließlich der Systemkosten für den Netzumbau und den Speicherausbau. Bei Berücksichtigung der Folgekosten für die Atomrisiken, den Atommüll und die Erdaufheizung ohnehin. Wer das ignoriert, wird als Industriestandort verlieren. Es muss dem Süden Lehre sein, dass große industrielle Neuansiedlungen stromintensiver Batterie- und Chipfabriken in Norddeutschland stattfinden.

Laut IRENA muss zur Erreichung der Klimaziele der Ausbau der Erneuerbaren Energien verdreifacht werden. Süddeutschland muss bei der Windkraft aufholen. In Bayern muss das törichte Gerede von der Nutzung alter oder neuer AKW aufhören. Damit wird nur davon abgelenkt, dass die Hausaufgaben bei Planung und Genehmigungsverfahren von Windkraftwerken nicht gemacht sind.

Quelle: Raimund Kamm  (Vorstand) | FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. 2024

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Samstag, 30. März 2024

Wieder mal ein Plus für Solaraktienindex PPVX


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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu
  
 Quelle: oeko-invest.net
 
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Mittwoch, 27. März 2024

PV: Schutz junger Bäume

 

 

Im Rahmen des Forschungsprojekts »Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg« baute das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eine mobile Photovoltaik-Anlage über einer Wiederaufforstungsfläche. 

Zum Einsatz kommt sie auf den abgebauten und zur Rekultivierung wieder aufgefüllten Flächen einer Quarzsandgrube bei Meßkirch, betrieben durch die Emil Steidle GmbH &Co. KG. Das PV-System stellt die 40 Prozent Verschattung bereit, die Setzlinge in einem Wald vorfinden würden, und lässt sich – sobald die jungen Bäume kräftig genug sind – auf die nächste Fläche versetzen, die aufgeforstet werden soll.

Die Firma Emil Steidle GmbH &Co. KG. baut in ihrer Quarzsandgrube bei Meßkirch seit 1975 Sand ab. Ist der Vorrat in einem bestimmten Bereich erschöpft, forstet sie die entsprechende Waldfläche im Rahmen der erforderlichen Rekultivierung wieder auf. Dies ist herausfordernd, da die ungeschützte Sonneneinstrahlung zu großer Trockenheit der ohnehin sandigen Böden führt. »Das im Rahmen der Modellregion entwickelte PV-System simuliert die Verschattung eines bestehenden Waldes für die jungen Setzlinge und liefert dem Quarzsandwerk gleichzeitig Strom«, erklärt Oliver Hörnle, Projektleiter am Fraunhofer ISE, die Synergien.

Der Strom aus der Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 135 Kilowatt Peak kann mit einer kurzen Stromleitung vorrangig vom Quarzsandwerk vor Ort genutzt werden, beispielsweise für den Betrieb von Förderbändern oder Maschinen zum Waschen und Sieben des Sandes. Der Rest wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) untersucht das Anwuchsverhalten, die Wasserversorgung und die Höhenentwicklung der Bäume im Vergleich zu einer Referenzfläche direkt daneben ohne Überdachung. Angepflanzt wurden auf beiden Versuchsflächen junge Weißtannen und Nordmanntannen.

Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) sowie das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) finanzieren die Pilotinstallation und die begleitende Forschung.

Quelle: ISE

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Samstag, 23. März 2024

Atomkraft ade!

„Atomkraft wieder auf dem Vormarsch“ schrieb die Münchner tz am Wochenende nachdem kurz zuvor auf einer Konferenz in Brüssel (Nuclear Energy Summit) 30 Staaten sich für den weiteren Ausbau der Kernenergie ausgesprochen hatten. Die Begründung: Atomenergie sei für die Bekämpfung des Klimawandels unerlässlich, denn sie stoße kein CO2 aus. Ein Kommentar des deutschen Energiepublizisten Franz Alt.

Für eine Renaissance der Atomkraft wirbt die Atomlobby seit Jahrzehnten. Bisher vergebens, denn seit vielen Jahren sind global immer weniger Atomkraftwerke in Betrieb. Dafür werden die erneuerbaren Energien immer schneller ausgebaut. Und die letzte Weltklimakonferenz in Dubai hat gerade beschlossen, die Erneuerbaren bis zum Jahr 2030 weltweit zu verdreifachen.

So erweist sich der Beschluss der 30 atomfreundlichen Staaten bei näherem Hinsehen wieder einmal als Wunschtraum. Als Illusionsblase:

  • Atomenergie ist – wie in Tschernobyl, Harrisburg und Fukushima drastisch bewiesen – die gefährlichste Energiegewinnung unserer Zeit.
  • Der Atommüll strahlt eine Million Jahre und belastet damit 30.000 Generationen nach uns. Nur damit eine oder zwei – unsere –  Generationen Atomstrom nutzen können.
  • Das gilt auch für die Mini-Kraftwerke, die jetzt geplant, aber noch nirgendwo im Einsatz sind. Das erste geplante Minikraftwerk in den USA wurde inzwischen aufgegeben.
  • Der Strom aus AKWs ist derzeit bereits zweieinhalbmal so teuer wie Strom aus Sonne und Wind wie sich in England zeigt. Die Folgekosten nicht mit berechnet.
  • Bis Mini-AKWs im Einsatz sind, kann es noch 20 Jahre dauern. Das ist für den Kampf gegen den Klimawandel zu spät.
  • Der Export von Kleinst-Reaktoren (Small Modular Reactors, SMR) in arme Länder würde dazu führen, dass zu den heute neun Ländern, die über Atomwaffen verfügen, noch mehr Diktatoren und Autokraten gefährliche Atomwaffen erhalten. Denn AKWs liefern den Stoff zum Bau von Atombomben. Das wäre ein globales Selbstmordprogramm.

Am gleichen Tag als die 30 Staaten über die Zukunft der Atomenergie berieten, hat das deutsche Atommüll-Bundesamt BASE in Berlin eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass auch die heiß diskutierten Mini-AKWs weder das Klima retten noch das Atom-Müll-Problem lösen können.

Den Klimawandel mit Atomenergie bekämpfen zu wollen, ist wie den Hunger mit Kaviar eindämmen zu wollen – zu teuer und nicht nachhaltig. Der Neubau von AKWs ist zu langsam und gefährdet – wie die im Sommer 2023 stillgelegten AKWs in Frankreich und die Anfang 2024 stillgelegten in England – die Versorgungssicherheit. Die AKWs liefern heute global noch zwei Prozent des gesamten Energiebedarfs.

Atomkraft bleibt ein unbeherrschbares Risiko

Mit neuen AKWs droht der nächste Super-GAU. Im Sommer 2023 waren in Frankreich die Hälfte aller AKWs still gelegt. Die Franzosen kamen nur mit dem Import von deutschem Wind- und Solarstrom über den Sommer und in England lagen Anfang Januar 2024 sechs von neun AKWs still. Ein Atomdesaster folgt dem anderen.

Die Zukunft gehört den Erneuerbaren. Die Sonne schickt uns 15.000 Mal mehr Energie wie zur Zeit alle acht Milliarden Menschen verbrauchen. Das Solarzeitalter beginnt – die Sonne gewinnt. Atomkraft ade! In den Vereinigten Arabischen Emiraten wird gerade die größte Solaranlage der Welt gebaut. Sie wird bis 2030 mehr als 20 Atomkraftwerke ersetzen.

Quelle: Franz Alt 2024

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