Am Freitag wurden in Luzern 14 Schweizer Solarpreise für Persönlichkeiten, Institutionen, Neubauten, Sanierungen und Solaranlagen vergeben. Hinzu kamen zwei Norman Foster Solar Awards und drei Solarpreise für PlusEnergieBauten (PEB), die alle für Wertschöpfung im Inland sorgen.
Innovative Unternehmer/innen, Solarpreispartner/innen und Solarpreisträger/innen bauten 2013/2014 Wohn- und Geschäfts-PlusEnergieBauten (PEB), welche eine Energieversorgung von 100% bis über 370% aufweisen. Damit zeigt die innovative Gebäudebranche heute schon, wie der Aus- stieg aus der Atomenergie problemlos umgesetzt werden kann: PEB brauchen kein zusätzliches Kulturland und können mit Abstand den grössten Energiebeitrag für die Energiewende und den AKW-Ausstieg leisten. Statt jährlich über CHF 10 Mrd. für Erdöl- und Gasimporte ins Ausland zu überweisen, kann die Schweiz einen grossen Teil davon in das einheimische Gebäudetechnologiegewerbe investieren und Tausende von Arbeitsplätzen schaffen. Hier einige der Gewinner des diesjährigen Solarpreises:
Während 15 Jahren – von 1998 bis 2013 – war Franz Beyeler Geschäftsführer des Vereins Minergie (siehe Bild). Er trug massgeblich dazu bei, dass sich Minergie und seit 2002 Minergie-P zum führenden Baustandard und zum erfolgreichsten Instrument zur Reduktion der Energieverluste im Gebäudebereich entwickelten. Durch die Einführung von Minergie-P wurde auch der Einsatz von Solarenergie gefördert. Bei der grossen Mehrheit der fast 3’000 Minergie-P-Bauten sind Solaranlagen installiert. Nicht wenige wurden mit Solarpreisen und als PlusEnergieBauten von Lord Norman Foster ausgezeichnet. Insgesamt sorgte Franz Beyeler für die Zertifizierung von 32’700 Gebäuden, davon 432’600 m2 Minergie-P und 147’200 m2 Minergie-P-Eco-Bauten.
Der Verein „energietal toggenburg“ unterstützt den Aufbau einer nachhaltigen und CO2-neutralen Energieproduktion sowie eine effiziente Energienutzung in der Region. Ziel ist es, das Toggenburg bis 2034 zur energieautarken Region zu machen. Bis 2059 soll die 2000-Watt-Gesellschaft umgesetzt und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung angestrebt werden. Alle zwölf Toggenburger Gemeinden sind Mitglieder des Vereins. In diesen Gemeinden stehen bis anhin 305 PV-Anlagen, welche jährlich über 6 GWh produzieren. Dank des Projekts „Heisswasser vom Dach“ wurden innert 18 Monaten 180 thermische Anlagen installiert. Der Anteil der Produktion erneuerbarer Energie stieg in den fünf Jahren seit Vereinsgründung um 35%.
Aus finanzieller Not initiierte der Gemeinderat Hohentannens 2007 das Projekt „GemeindePOWER“, welches sich zum neuen Leitbild etablierte. Dieses strebt ein nachhaltiges Handeln der Gemeinde an. Indem ein eigenes Förderprogramm geschaffen wurde, statt die Steuern um 5% zu senken, realisierte die Gemeinde innerhalb von sieben Jahren mehr als 40 Solaranlagen. Anfänglich lagen die Schulden bei CHF 3’200.- pro Einwohner/in. Heute ist die Gemeinde schuldenfrei. Jedes 8. Haus verfügt über eine installierte PV-Anlage. Zusammen erzeugen die über 7’500 m2 grossen Solaranlagen mehr als 1 Mio. kWh pro Jahr. Dies entspricht etwa einem Drittel des jährlichen Stromverbrauchs der gesamten Gemeinde Hohentannen.
Drei zusammengebaute, 50-jährige Mehrfamilienhäuser (MFH) in Oberdiessbach/BE konsumierten vor der Sanierung knapp 283’900 kWh/a. Die etappenweise durchgeführte Minergie-P-Sanierung, A++-Haushaltsgeräte und LED-Lampen reduzierten den Gesamtenergiebedarf um 73% auf 76’700 kWh/a. Zwei gut integrierte PV-Dachanlagen mit monokristallinen Solarzellen erzeugen 113’800 kWh/a und führen zu einer Eigenenergieversorgung von 148%. Pro Jahr kann das 100 kW-PlusEnergie-MFH rund 37’100 kWh als Solarstromüberschuss in das Netz einspeisen. Vorbildlich ist auch das Wohnkonzept, welches alle zu einem effizienten Energieverbrauch verpflichtet und die Mieter/innen
kostenlos über die Energieerzeugung und den Verbrauch informiert.
Die Minergie-P-Eco-Überbauung Neugrüen in Mellingen mit 198 Wohnungen erbringt einen bedeutenden Beitrag für die Nachhaltigkeit. Die Holzbauweise, beste Wärmedämmung, effiziente Geräte und LED für die Allgemein-Beleuchtung reduzieren den Energiebedarf erheblich. Die PV-Anlage, welche nicht ganzflächig integriert ist und die Dachfläche teilweise nutzt, deckt 430’000 kWh/a oder 39% des Gesamtenergiebedarfs von 1’088’700 kWh/a. 658’700 kWh/a müssen zugeführt werden.
Das 1965 erstellte achtstöckige Hochhaus Palazzo Positivo in Chiasso mit 19 Wohnungen wurde 2012-2013 nach dem Minergie-P-/Passivhaus-Standard saniert. Die hochwertige Wärmedämmung mit besten U-Werten von 0.08 bis 0.12 W/m2K reduziert die Energieverluste um 88% und wandelt die einstige „Energieschleuder“ mit einem Gesamtenergie- verbrauch von 502’900 kWh/a in einen urbanen Vorzeige-PlusEnergie-Hochbau um. Die PV-Fassaden sind sorgfältig integriert. Die monokristallinen dach- und fassadenintegrierten 54 kWp-PV-Anlagen und die solarthermische Dachanlage erzeugen zusammen 71’100 kWh/a. Beim Gesamtenergiebedarf von 62’500 kWh/a weist der Palazzo Positivo eine Eigenenergieversorgung von 114% auf. Der PlusEnergie-Hochbau gewinnt zudem ein Norman Foster Solar Award-Diplom.
Quelle: Solaragentur / Bilder: Guntram Rehsche
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