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Freitag, 22. Juni 2012

Wüstenstrom als Billigware?

Das Projekt ist höchst umstritten und drei Jahre nach Vorstellung der Wüstenstrom-Initiative Desertec ist es ruhig. Angesichts des Ausbaus der heimischen Wind- und Solarenergie und steigender Strompreise meldet sie sich jetzt wieder zu Wort: Strom aus der Sahara wäre billiger.



Zu viel Zentralismus, zu teuer und krisenanfällig, so lauten nur einige der Kritikpunkte - und doch: Mit Wüstenstrom aus Nordafrika könnte Europa seine Stromkosten nach Angaben der Desertec-Industrie-Initiative (Dii) um rund 40 Prozent senken. Der Bau von Windparks, Solaranlagen und Stromtrassen würde annähernd 400 Milliarden Euro kosten, aber jährlich 33,5 Milliarden Euro gegenüber der Stromerzeugung in Europa sparen, erläuterte Dii-Experte Florian Zickfeld am Donnerstag in München. Zudem erhöhe ein Stromverbund mit Nordafrika die Versorgungssicherheit. «Wir haben kostengünstige, unerschöpfliche Potenziale zur Erzeugung von Energie in der Wüste», sagte Dii-Geschäftsführerin Aglaia Wieland.

Die Desertec-Initiative, hinter der Konzerne wie Munich Re, Siemens, RWE oder Eon (aber auch die schweizerische-schwedische ABB) stehen, will ab dem Jahr 2050 etwa 20 Prozent des europäischen Strombedarfs aus der Sahara importieren. In Europa erzeugter Strom werde etwa 73 Euro je Megawattstunde kosten, Wüstenstrom einschließlich Transportkosten nur 58 Euro, erklärte Zickfeld. Weitere 15 Euro je Megawattstunde würden gespart, weil mit dem Verbund weniger Stromspeicher und weniger zusätzliche Kraftwerke für Nachfragespitzen gebaut werden müssten.

Die beiden ersten kleinen Wind- und Sonnenkraftwerke mit zusammen 250 Megawatt Leistung sollen in Kürze in Marokko gebaut werden und von 2014 an Strom liefern. Dii-Geschäftsführer Paul van Son sagte: «Wir können nicht nur herumreisen auf Konferenzen. Wir müssen auch sehen, dass etwas passiert.» Aber der Anlauf sei schwierig. Auf Fragen zum Investitionsklima in den arabischen Staaten sagte Wieland: «Die Industrie steht bereit, das Kapital steht bereit.» Jetzt gehe es um die Absicherung von Investitionen.

Selbst wenn der Netzausbau teurer oder heimischer Ökostrom stärker ausgebaut würde als geplant, mache der Wüstenstrom Sinn, sagte Zickfeld: Ein Ökostrom-Verbund über das Mittelmeer hinweg sei auf jeden Fall günstiger. Zudem könnte er auch Nordafrika und dem Nahen Osten Wachstumsimpulse geben, sagte Mario Ragwitz vom Fraunhofer-Institut. Der Strombedarf dort werde sich bis 2050 vervierfachen. Nach der Vision der Desertec-Initiative würde der Strombedarf in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten 2050 zu 90 Prozent mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Hauptquellen wären Wind- und Wasserkraft aus Nordeuropa sowie Wind- und Sonnenstrom aus der Sahara. «In Nordafrika gibt es für die Flächen keine alternative Verwendung», sagte Wieland.

Quelle: Agenturen / Solarmedia

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