Freitag, 29. Januar 2010

Sonne als Hoffnung

Die Sonne birgt für ein verarmtes Indianervolk in den USA die Hoffnung auf eine bessere Zukunft: Die 3000 Mitglieder des Jemez Pueblo im Staat New Mexico wollen die erste kommerzielle Solaranlage im grossen Stil auf Stammesland bauen. Das Projekt könnte Millionen Dollar in die Kassen des Volks spülen.

«Wir haben keine Einnahmen, abgesehen von einem kleinen Supermarkt»
, sagt James Roger Madalena, ein früherer Stammesgouverneur, der das Pueblo inzwischen im Parlament von New Mexico vertritt. «Es ist entscheidend, dass wir innovativ und kreativ werden, dass uns etwas einfällt, das Generationen überdauert und dabei keinen katastrophalen Einfluss auf die Umwelt hat.» Der kakteenbewachsene Ort, wo die Vier-Megawatt-Anlage mit fast 15 000 Solarzellen gebaut werden soll, steht fest, und nach vierjähriger Planung und langen Verhandlungen steht auch ein Vertrag über den Verkauf des produzierten Stroms vor dem Abschluss. Die Anlage könnte etwa 600 Wohnhäuser mit Elektrizität versorgen. Das Projekt soll etwa 22 Millionen Dollar kosten, die über staatliche Subventionen, Kredite und Steuergutschriften finanziert werden. In den nächsten 25 Jahren könnte Jemez Pueblo dann mit Einnahmen von 25 Millionen Dollar rechnen. Damit könnten die Indianer ihr antiquiertes Trinkwassernetz erneuern und eine Kläranlage bauen. So berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press.

Erneuerbare Energien sind ein neue Einnahmeoption für Stammesgebiete, wo die Arbeitslosenquote häufig beim Doppelten des Landesdurchschnitts liegt. Jemez Pueblo nahm das Projekt in Angriff, nachdem die Bundesregierung den Bau eines Kasinos untersagt hatte, da das dafür vorgesehene Grundstück zu weit vom Dorf entfernt lag. «Nicht jeder Stamm kann aufs Glücksspiel setzen, aber jeder Stamm kann auf Energie setzen», sagt Roger Fragua, ein Berater, der mit dem Rat für Stammes-Energieressourcen (CERT) zusammenarbeitet. CERT wurde von Ureinwohnern gegründet, um sie bei der Entwicklung langfristiger Energieziele zu unterstützen.

Ureinwohner kontrollieren mehr als 22 Millionen Hektar Land in den USA, und dort können nach Schätzungen des Programms für Stammesenergie des US-Energieministeriums jährlich 535 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windkraft erzeugt werden. Solarkraft birgt mit jährlich 17 Billionen Kilowattstunden ein noch grösseres Potenzial - mehr als das Vierfache des pro Jahr in den USA erzeugten Stroms. Auch US-Präsident Barack Obama ist sich der daraus erwachsenden Chancen bewusst. Bei einem Treffen mit Indianerführern im vergangenen Jahr sagte er seine Unterstützung zu, um den Völkern den Zugang zur Finanzierung von Energieprojekten zu sichern.

Die Entwicklung von Solarkraftanlagen auf Stammesland steckt dagegen noch in den Anfängen. Zwar nutzen viele Völker Solarzellen für den Betrieb von Kasinos und einzelnen Wohnhäusern, Jemez Pueblo ist aber Pionier darin, den Strom an auswärtige Kunden zu verkaufen. Staatliche Zuschüsse haben einen Teil der Planungskosten abgedeckt, Ingenieure und Anwaltskanzleien haben ihre Arbeit kostenlos zur Verfügung gestellt.

«Wir wissen, dass andere Stämme daran interessiert sind, unserem Beispiel zu folgen, und sie beobachten unser Projekt um zu sehen, welchen Erfolg wir haben», sagt Greg Kaufman, ein Umweltwissenschaftler, der mit der Verwaltung des Pueblos zusammenarbeitet. Die Indianer wollten mit Solarzellen nicht reich werden, sagt Kaufman. In erster Linie gehe es der Stammesführung darum, den Bewohnern ein besseres Leben zu ermöglichen. Und wenn die Nachfrage nach erneuerbarer Energie in den USA künftig im Rahmen des Klimaschutzes steigt, können Ureinwohner dabei eine wichtige Rolle spielen. «Indianer haben schon immer gegeben», sagt Berater Fragua. «Jetzt haben wir aufs Neue die Chance, für Amerika und seine Energiesicherheit etwas zu geben.»

Quelle: AP

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