Dienstag, 9. Juni 2009

China wird Solar-Mekka

Das chinesische Staatsunternehmen SDIC Huajing Power Holdings Co. Ltd. hat gemäss der deutschen Fachzeitschrift Photon eine Ausschreibung für eine Photovoltaikanlage mit zehn Megawatt Leistung in der nordchinesischen Provinz Gansu gewonnen. Die von Yingli in Baoding hergestellten Module könnten mit umgerechnet nur 7,6 Eurocent bald den billigsten Solarstrom der Welt erzeugen. Das Freiflächenkraftwerk soll auf einem halben Quadratkilometer Fläche in der Nähe der Stadt Dunhuang in der Gobi-Wüste entstehen. SDIC plant mit Modulen von Yingli Green Energy Holding Co. Ltd. und verspricht einen Strompreis von 0,69 Renminbi (7,6 Eurocent) pro Kilowattstunde. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (National Development and Reform Commission, NDRC), Chinas oberste Planungsbehörde, will die Unterlagen wegen des ungewöhnlich niedrigen Preises jetzt noch einer genaueren Prüfung unterziehen.

Zur gleichen Zeit meldet die US-Solarfirma Evergreen, dass sie die Zell- und Modulproduktion nach China auslagert. Evergreen will sich auf die Wafer-Produktion konzentrieren und für die Weiterverarbeitung zu Modulen einen chinesischen OEM-Hersteller beauftragen. Demnach wird Evergreen für umgerechnet 30 bis 38 Millionen Euro eine Wafer-Fabrik mit 100 Megawatt Jahreskapazität auf dem Firmengelände von Jiawei Solar errichten, die im zweiten Quartal 2010 in Betrieb gehen soll. Dabei kommt Evergreens patentierte »String Ribbon«-Technologie zum Einsatz, bei der die Wafer direkt aus einer Siliziumschmelze gezogen werden. Jiawei Solar wird ab 2010 aus den Wafern Module herstellen, die dann zu Preisen von 1,40 bis 1,50 US-Dollar (1,06 bis 1,13 Euro) pro Watt verkauft werden können, wie Evergreen schätzt. Das wäre weniger als die Hälfte dessen, was etwa Oppenheimer-Analyst Sam Dubinsky derzeit an Kosten für Evergreens hauseigene Modulproduktion veranschlagt. Evergreen selbst erwartet einen steigenden Preisdruck im Laufe des Jahres, erklärte Evergreens Finanzvorstand Michael El-Hillow während einer Telefonkonferenz am 30. April. Seit dem vierten Quartal 2008 sind die Verkaufspreise, die Evergreen für seine Module erzielt, um 7,7 Prozent gefallen, sagte El-Hillow.

Die beiden Meldungen verstärken nur den Eindruck, dass China sowohl in der Produktion von Solartechnologien als auch in der eigentlichen Solarstromerzeugung eine führende Rolle in der Welt anstrebt. Hier vereinen sich offenbar günstige Produktionsvoraussetzungen mit vergleichsweise noch tiefen Löhnen (die in den letzten Jahren für Fachkräfte aber bereits starkt anstiegen) mit einem bereits gut entwickelten Know-how und guter Ausbildung der Arbeitskräfte. Hinzu kommt der nunmehr offensichtliche Wille der chinesischen Regierung, die Solarstromproduktion im eigenen Land vehement zu fördern – das Unterstützungsniveau orientiert sich dabei an den Vorgaben aus Deutschland.

Ihren Niederschlag hat die Entwicklung unterdessen auch an den Aktienbörsen gefunden. Die chinesischen Solartitel haben Anleger und Investoren in den vergangenen Wochen in einen Goldrausch versetzt. Begünstigt wurde die Aktienrally nicht zuletzt von der aggressiven Förderpolitik der chinesischen Regierung, die bis 2020 rund 440 Mrd. Dollar in den Bereich Erneuerbare Energien pumpen will. Und unterdessen erwägt die chinesische Nationale Energiebehörde, die ohnehin ehrgeizigen Ziele, bis 2020 rund 15 Prozent der gesamten Energieproduktion aus alternativen Energien zu gewinnen, weiter anzuheben. Damit sind optimale Voraussetzungen erfüllt, um die Aktienrally der vergangenen Wochen fortzusetzen.


© Solarmedia und PHOTON

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